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Beeindruckt mit ihrem Standing: die Prix Pantheon-Kandidatin Hazel Brugger
Foto: Fabian Stuertz

Aufbruch zu neuen Ufern

31. März 2016

Der Prix Pantheon zum letzten Mal am Bundeskanzlerplatz – Komikzentrum 04/16

Eine Träne im Knopfloch wird bei manchen Zuschauern angesichts des letzten German Spaß und Satire Open-Wettbewerbs im Bonner Pantheon am Bundeskanzlerplatz gewiss aufblitzen. Das Bonn-Center, zu dem der im Keller beheimatete Kleinkunst-Tempel gehört, wird dem Erdboden gleichgemacht. Buchstäblich in letzter Minute wurde ein neues Quartier gefunden: und zwar der Campus der Halle Beuel auf der rechten Rheinseite, die bekanntlich nicht zu den beliebtesten Vierteln der Stadt zählt. Das soll sich mit dem für diesen Herbst geplanten Umzug ändern.

Der Prix Pantheon 2016, der am 19. und 20. über die „alte“ Bühne geht, erhält nach 22 Jahren also eine Prise nostalgischen Flairs – egal, wer von den zehn Kandidaten, von denen immerhin zwei weiblichen Geschlechts sind, einen der beiden begehrten Preise (Jurypreis „Frühreif & Verdorben“ und Publikumspreis „Beklatscht & Ausgebuht“) erhält. Folgende Künstler treten an: Hazel Brugger, Christin Henkel, Frederic Hormuth, Das Lumpenpack, Masud, Moritz Neumeier, Gregor Pallast, Quichotte, Roger Stein und Jan Philipp Zymny. Soll ich Ihnen etwas verraten? Mein heißer Tipp heißt Hazel. Die ursprünglich aus der Poetry-Slam-Ecke („die Paralympics der Literaturszene“) kommende Schweizerin besitzt Witz, Standfestigkeit und die Ausstrahlung eines menschgewordenen Götterfunken.

Auch Christin Henkel wird ihr Publikum verzaubern – das hat sie bei der Freiburger Kulturbörse 2015 bewiesen. Ins Herz geschlossen habe ich auch Das Lumpenpack, zwei junge Männer namens Max Kennel und Indiana Jonas, der eine an der Gitarre, der andere mit dem Mundwerk aktiv. Bei ihnen geht es unter anderem um die anarchische Freude an gehobenem Blödsinn, ihre dörfliche Herkunft und einen Powerrock-Song auf „Guacamole“, mit dessen Hilfe sie sich die Seele aus dem Leib brüllen und für Partystimmung sorgen. Wenn alles gut geht.

Denn nicht jeder ist dem Wettbewerbsdruck gewachsen. Man hat schon manchen großartigen Kleinkünstler beim Baden gehen zugeschaut – und mitgelitten. Moritz Neumeier wird das nicht passieren, vermute ich einfach mal. Weil die eine Hälfte des Team & Struppi-Duos schon so manchen Contest überstanden – und gewonnen – hat. „... weil das Leben eben kein scheiß Regenbogen ist“ heißt sein erstes Solo-Programm, in dem er sich nach eigenen Angaben der Suche nach der Wahrhaftigkeit verschreibt, sich bemüht, alle Rollen beiseite zu legen und mit schwarzem Humor neue Grenzen der Toleranz zu setzen.

Gute Chancen räume ich auch Quichotte ein. Als der Dichter, Rapper und Stand-Upper seinem Vater seinen Berufswunsch verklickerte, reagierte dieser skeptisch: „Ich weiß nicht, Du bist ja schon über 30“, heißt es in einem seiner Songs, mit denen er um die Gunst des Publikums und der Jury buhlt. Wobei die Konkurrenz nicht zu unterschätzen ist. Roger Stein aus der Schweiz ist nicht nur ein Charmebolzen, sondern auch ein hervorragender Singer und Songwriter. Wer auch immer das Haus mit einer Trophäe verlässt: Er – oder sie - kann auf Rückenwind für die Karriere zählen. Moderiert werden beide Abende übrigens von Fatih Cevikkollu, der 2006 mit dem Jurypreis nach Hause ging. Wir drücken allen Kandidaten die Daumen – und verabschieden uns mit vielen guten Wünschen für einen gelungenen Start an anderer Stelle

ANNE NÜME

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