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Die 3 von der Kultfilmstelle: Helmut W. Banz, Hans-Dieter Delkus und Bernhard Marsch
Foto: Hartmut Ernst

Der Filmclub 813

23. September 2006

Seit 1990 pflegt der Filmclub 813 das Repertoirekino – Kino.Köln 09/06

Köln 1990: Acht Cineasten rund um Bernhard Marsch und Hans-Dieter Delkus möchten andere Filme sehen, als die Kinos ihnen bieten. Sie bilden einen Verein, leihen sich Filme aus und mieten Kinos an. Als Auftakt läuft Rudolf Thomes „Rote Sonne“ in der Filmpalette. Die Zahl der Mitglieder, zu denen auch Helmut W. Banz zählt, liegt bei mittlerweile 70. Seit 2001 hat der Filmclub 813 sein eigenes KINO IN DER BRÜCKE in der Hahnenstr. 6. Das Diktum lautet nach wie vor: Alles zeigen. „Und“, schmunzelt Bernhard Marsch, „man darf halt den Verein nicht in den Ruin treiben.“

Ihr zeigt alles?

Delkus: Unser Programm geht von Avantgarde bis Trash. Das ist sehr …, nicht chaotisch, aber sehr vielfältig.

Wie gestaltet ihr euer Programm?

Delkus: Wenn jemand oder mehrere eine Idee für eine Filmreihe haben, dann gucken die, was für Filme sie wollen und wo es die Filme gibt, und dann wird das meistens gemacht, wenn es finanzierbar ist.

Gibt es etwas, was ihr nicht machen würdet?

Delkus: Vielleicht Filme von Bernhard Marsch. (lacht)
Marsch: Also die ganze Programmkinoschiene fällt weg, das ist ja eh abgedeckt, Erstaufführungen zeigen wir nicht, wir zeigen eigentlich nur alte Sachen. Oder eben Werkschauen oder Sachen in Zusammenhängen, die jetzt andere Kinos so nicht bieten.

Was denkt ihr über die allgemeinen Zuschauerrückgänge?

Delkus: Früher war das ein Gemeinschaftsgefühl, gemeinsames Erleben. Heute ist das Gemeinschaftsgefühl oft gemeinsames Popcorn essen.
Banz: Die publizistische Situation in Köln ist einfach bescheiden. Guck dir doch mal an, was die lokale Tagespresse hier über Filmfestivals berichtet. In jeder mittleren Kleinstadt mit 200.000 Einwohnern ist die Publikationsecke größer. In Köln ist das nicht mehr gegeben. Und die Stadt? Köln ist doch eine Film- und Medienstadt! In Köln wurde alles, was privat organisiert wurde, kaputt gemacht. Die privaten Festivals, die Institutionen, da wird überhaupt nichts gemacht. Du kannst nicht einen seltenen Film zeigen von 1930 und erwarten, dass du in einer Vorstellung 150 Leute hast. Wenn du das zeigen willst, um eine kulturelle Vielfalt zu bieten, braucht man ein Backing!
Marsch: Viele Leute sind ja auch gar nicht mehr mit Kino sozialisiert. Seitdem ich 15 bin, bin ich häufig und irgendwann systematisch ins Kino gegangen, hab mich sozialisieren können mit diesem Medium. Die jüngeren Leute haben ja gar nicht die Möglichkeit, systematisch ins Kino zu gehen: Früher gab es z. B. Karate-Kinos, Bahnhofskinos, und vor allem die Cinemathek, die wir alle regelmäßig frequentiert haben. Es gab auch viel mehr Kinos, man sah irgendwie mehr.

Helmut W. Banz spricht von einem fehlenden cinematografischen Bewusstsein.

Delkus: Das sieht man doch sogar an den Filmkritikern. Es ist doch bedauerlich, dass die Filmgeschichte nicht bekannt ist bei einigen Leuten, die für Film schreiben. Und ich kenne dann Leute, die sagen: 90er Jahre, das ist gerade noch Vergangenheit, aber 80er Jahr, das ist dann schon Geschichte, und weiter nach hinten geht es gar nicht mehr.

Interview: Hartmut Ernst

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