Der Mai ist gekommen! Der Wonnemonat begrüßt uns mit einem Feiertag mitten in der Woche. Den haben wir vielen Vorkämpfer:innen zu verdanken, die vor mehr als 120 Jahren für die Rechte der arbeitenden Bevölkerung auf die Straßen gingen. Heute noch rufen Gewerkschaften am 1. Mai zu Kundgebungen auf, denn Arbeiterrechte gehen meist Hand in Hand mit Menschenrechten, und diese müssen immer wieder neu verteidigt werden. Um Menschenrechte geht es auch in der fesselnden Dokumentation „Kulissen der Macht“, die im Mai neben ungewöhnlich vielen anderen Dokumentarfilmen ins Kino kommt und so gar nichts Wonniges in sich hat, denn es geht um Völkermord, Kriegsverbrechen und Massengrausamkeiten. Untersucht wird, welche Rolle führende Politiker:innen wie Henry Kissinger, Colin Powell, Madelaine Albright oder Hilary Clinton dabei spielten. Keine leichte Kost.
Bleiben wir bei den Frauen. Ungewöhnliche Frauen stehen diesen Monat im Fokus zahlreicher Dokumentationen. Angefangen mit „Teaches of Peaches“, ein Film über die exzentrische kanadische Sängerin und Performerin Merrill Nisker, die auch mal barbusig vor Publikum auftritt und sich schon früh queerfeministisch engagierte. Lisa Wagners „Dancing Heartbeats“ begleitet drei Frauen, die sich dem von Männern dominiertem Breakdance verschrieben haben und in diesem Olympia-Jahr damit sogar Medaillen für Deutschland holen könnten.
Ebenfalls Männer-dominiert ist der Dirigentenberuf. Zu den wenigen Frauen gehört Joana Mallwitz, die einst die jüngsteGeneralmusikdirektorin Europas war. In seinem Film „Joanna Mallwitz – Momentum“ begleitet Günter Atteln die renommierte Musikerin, die heute Chefdirigentin des Konzerthausorchesters Berlin ist. In „Die Vision der Claudia Andújar“ zeichnet die mehrfach ausgezeichnete Dokumentarfilm-Regisseurin Heidi Specogna ein Porträt der Holocaust-Überlebenden und nach Brasilien ausgewanderten Fotografin und Aktivistin, die mit ihren Fotos von den Yanomami der Welt das Ausmaß der Zerstörung des Amazonas zeigte. „Golda – Israels eiserne Lady“ ist zwar keine Dokumentation, doch auch dieses Biopic mit Helen Mirren in der Titelrolle erinnert an eine starke Frau: Golda Meir war von 1969 bis 1974 Ministerpräsidentin Israels und die erste Frau in diesem Amt. 1973, im Jom-Kippur-Krieg, war sie – anders als der aktuelle Amtsinhaber – sehr bemüht, Menschenleben auf beiden Seiten des Konflikts zu retten. Weitere sehenswerte Dokumentarfilme im Kino sind die Wiederaufführung „Die Blume der Hausfrau“, die nicht von Frauen, sondern von fünf Vorwerkvertretern handelt, die die Produkte der Firma an die Frau bringen, „Sold City“ über die Wohnungsnot in europäische Metropolen sowie „Das leere Grab“, der sich dem aktuellen Thema der Restitution widmet.
Neben all diesen Dokumentarfilmen, die im Kino neben den vielen fiktionalen Filmen etwas untergehen, gibt es im Mai natürlich auch zahlreiche Spielfilme im Angebot, darunter nicht nur ernste Stoffe, sondern auch Komödien. Da der Mai uns mit dem Mutter- und Vatertag am 9. und am 13. Mai zwei weitere wichtige Feiertage beschert, sei zu diesen Anlässen noch auf die dänische Komödie „Von Vätern und Müttern“ hingewiesen. Alles Weitere auf den folgenden Seiten ...
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