Was passiert da eigentlich in Syrien, wer blickt da noch durch? Von außen ist es nicht so einfach, die IS, das Assad-Regime, die diversen revolutionären Gruppen und die westlichen Verbündeten und deren Interessen auseinanderzuhalten. Einen Blick ins Innere wagt Hamid Sulaiman mit seiner Graphic Novel „Freedom Hospital“. Sulaiman ist 2011 aus Syrien über Ägypten nach Frankreich geflohen und hat festgestellt, dass im Ausland über die Situation in Syrien völlige Verwirrung herrscht. Er selber beansprucht für sich auch nicht, den Überblick zu haben. Daher mischt er in seiner Geschichte Fakten mit einem fiktiven Figurenarsenal, das in einer ebenfalls fiktiven Stadt ein geheimes Hospital für die Verletzten in diesem Krieg führt. Sulaiman visualisiert seine Geschichte in extremem Schwarzweiß-Kontrast, der der Unübersichtlichkeit der Lage Rechnung trägt, und trägt trotzdem zur Erhellung der Situation bei (Hanser).
„Der Papagei von Batignolles“ ist ein Hörspiel, das der Comiczeichner Jacques Tardi und der Autor Michel Boujut 1997 produziert haben. Der Zeichner Stansislas hat sich an eine mehrbändige Adaption gemacht. Im zweiten Band „Der Entenreigen“ geht es wieder um das mysteriöse Vermächtnis des Kunstfälschers Schmutz und dessen ehemaligem Assistenten Übel, der mit aller Gewalt versucht, das Erbe anzutreten. Die Textmasse ist erstaunlich und führt zu einigen akrobatischen Kunststückchen der Sprechblasen in den Panels. An Action und Intelligenz wird in diesem Krimi um einen älteren Tintin-Lookalike auch nicht gespart (Carlsen). Mit „Der nasse Fisch“ legt Arne Jysch eine Adaption des erfolgreichen Krimis von Volker Kutscher über einen Polizisten im Berlin der 20er Jahre vor. Der Kriminalkommissar Gereon Rath hat nach einem heiklen Fall in Köln Ärger und findet sich kurz darauf im Berliner Sittendezernat wieder. Dort gerät er bald in einen mysteriösen Fall und recherchiert privat. Kutschers Krimi-Serie hat sich zum Verkaufsschlager entwickelt. Die Kombination aus Krimi und deutschem Sittenporträt kurz vor der Machtergreifung ist faszinierend – auf sozialer, politischer und moralischer Ebene. Jysch erzählt spannend und lässt in atmosphärischen Schwarzweiß-Bildern ein historisches Berlin auferstehen. Dass Kutschers Buch gerade auch von Tom Tykwer als TV-Serie inszeniert wird, ist wohl weniger Zufall als gelungenes Crossmarketing (Carlsen).
Thibault Damour und Mathieu Burniat versuchen mit einem Comic „Das Geheimnis der Quantenwelt“ einem größeren Publikum näherzubringen. Durch die Geschichte führt uns Bob, eine merkwürdige Karikatur mit kreisrundem Gesicht und Knollennase. Bob trifft Einstein, Planck, Heisenberg u.a., die von Atomen, Quanten, Molekülen, Teilen, Energiesprüngen und vielem mehr erzählen. Das Abenteuer führt durch surreale Landschaften und bringt uns Stück für Stück den Bauplan unserer Welt näher, auch wenn es der Stoff trotz populärwissenschaftlichem Ansatz immer noch in sich hat (Knesebeck).
Die in Dänemark lebende Autorin Annette Herzog erzählt in „Pssst!“ von der 12-jährigen Viola, die als pubertierendes Mädchen nicht mehr so recht weiß, wer sie ist und wohin sie gehört. Letzteres hat für das Trennungskind auch einen geografischen Aspekt. Die dänische Illustratorin Katrine Clante setzt den Blick in die Seele eines Mädchens als eine Mischung aus Comic, Collage und Listensammlung um. Das ist sehr schön, sowohl visuell als auch inhaltlich, und natürlich das ein oder andere mal auch traurig (Peter Hammer Verlag).
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