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Hält die Öhrchen steif: „Superwoman“ Gayle Tufts
Foto: Katja Renner

Ex-Theologe folgt auf Superwoman

26. Januar 2017

Gayle Tufts bereitet Stefan Waghubinger den Bühnen-Boden – Komikzentrum 02/17

Es gibt ein Leben außerhalb des Karnevals. Und zwar nicht zu knapp, eines, das wirklich lustig ist. Und wie im Fall der „Superwoman“ Gayle Tufts (am 1. und 2. in der Comedia) überdies intelligent und ansehnlich. Denn die in Brockton/Massachusetts geborene Entertainerin ist ein Naturtalent, was das Show-Business angeht. Überdies hat sie mit Marian Lux einen Bühnenpartner gefunden, wie man ihn sich nicht besser backen könnte: Ein Pianist und Komponist der Extraklasse, dessen Schaffen die Performance (so nennt man heutzutage eine derartige Veranstaltung) erst zu einem großen Spaß macht.

Bonnie Tylers „Holding Out for a Hero“, Adeles „When We Were Young“ und Lady Gagas „Born This Way“ sind natürlich nicht aus eigener Feder. Alle anderen, von der Superwoman in die Nacht geschmetterten Lieder sind Koproduktionen von Tufts (Text) und Lux (Musik). Was angesichts der Qualität, mit der das Paar verblüfft, nicht hoch genug einzuschätzen ist.

Tufts ist das sympathische Temperamentsbündel, Lux der ausgewogen ruhige Begleiter am Sauter Flügel, den die Firma Schoke Flügel & Pianos zur Verfügung gestellt hat, wie im Programmheft des Theaters vermerkt ist. Ganz im Gegensatz zu dem verbalen Hochseilartisten Jochen Malmsheimer, der mit „Drogensuppe Herzogin – Ein Austopf mit Einlage“ am 15. und 16. des Monats an gleicher Stelle das Publikum zu Wort- und Satzsüchtigen macht. Das legt zumindest der Titel seines neuen Programms nahe.

Ebenso wie Stefan Waghubinger, der seit fast 30 Jahren in Süddeutschland ansässige Österreicher, der kein anderes Instrument als seine Stimme benutzt, um (am 17.) im Grünen Saal der Comedia von den „Außergewöhnlichen Belastungen“ zu berichten, die sich durch sein politisch nicht korrektes Leben ziehen. Wobei die Überlegungen des ehemaligen Theologiestudenten über den Unsinn eben jenes Lebens sowohl saukomisch als auch erstaunlich unverbraucht sind.

Er steht auf derselben Bühne, auf der sieben Tage zuvor (also am 10.) Rico Rohs und das Ines Fleiwa-Quartett mit ihrem Musik-Kasperett die Zuschauer in unkontrollierbare Lachsäcke verwandelt hat. Zumindest sehen sie erfahrungsgemäß bei der Begutachtung des schrägen Duos Zärtlichkeiten mit Freunden aus dem ehemaligen Tal der Ahnungslosen in Deutschlands Osten so aus. Während im Roten Saal der in Berlin ansässige Autor Max Goldt dem Publikum aus seinen Kolumnen vorliest – wobei ich mich hüten werde, ihn als Kolumnist zu bezeichnen. Das mag der mit dem Heinrich-von-Kleist-Preis auszeichnete Schriftsteller mit der schönsten Stimme der Welt nämlich gar nicht.

Kurz und bündig: Der Weg in die Comedia in der Kölner Südstadt lohnt sich im Februar allemal – egal, für welchen großen Kleinkünstler man sich entscheidet. Schwört wie immer hoch und heilig die Ihnen stets ergebene

ANNE NÜME

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