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Grimme-Preisträger 2018: Peter Kurth und Liv Lisa Fries

Fernsehen der Zukunft

14. April 2018

Verleihung der Adolf-Grimme-Preise 2018 in Marl – Foyer 04/18

Freitag, 13. April: Das beschauliche Marl, direkt nordwestlich von Recklinghausen gelegen, ist bereits seit mehr als einem halben Jahrhundert das Mekka der deutschen Fernsehindustrie. Keiner, der hierzulande im TV Rang und Namen hat, war im Laufe der Zeit nicht mindestens einmal hier zu Gast. Denn seit 54 Jahren werden in Marl einmal jährlich vom Grimme-Institut Preise für die besten Produktionen des Vorjahres vergeben, die in der Branche zu den renommiertesten schlechthin gehören. Unter den Preisträgern des Jahres 2018 konnte man eine Tendenz erkennen, die derzeit auch in der internationalen Fernsehlandschaft zu beobachten ist: Mehr und mehr sehenswerte Fernsehproduktionen entstehen für Streamingportale und Pay-TV-Sender. In der Wettbewerbssparte Fiktion fallen darunter in diesem Jahr drei der fünf ausgezeichneten Produktionen, die auch allesamt im Vorfeld schon ein großes Medienecho ausgelöst hatten und gerade bei jungen Zuschauern durch Weiterempfehlungen über soziale Kanäle ihre Popularität noch steigern konnten.

Ausgezeichnet für „Kroymann“: Maren Kroymann

Der von TNT Serie produzierte und im Mai 2017 erstausgestrahlte Sechsteiler „4 Blocks“ wurde mit Grimme-Preisen für Regisseur Marvin Kren und die Hauptdarsteller Maryam Zaree und Kida Khodr Ramadan ausgezeichnet. Letzterer spielt darin das in Berlin-Neukölln ansässige Oberhaupt eines libanesischen Mafia-Clans, das aus der organisierten Kriminalität aussteigen will und dabei sowohl durch deutsche Bürokratie als auch die eigene Familie Steine in den Weg gelegt bekommt. Ramadan schätzt den Mut, der gerade durch Pay-TV-Sender bei der Verfilmung von Genrestoffen derzeit bewiesen wird und sieht darin die Zukunft des deutschsprachigen Fernsehens. Er selbst ist froh, dass er mittlerweile deutlich facettenreichere Figuren spielen darf als noch zu Beginn seiner Schauspielerkarriere: „Ich fand einige Drehbücher früher nicht sonderlich gut, habe die Projekte aber trotzdem gemacht, um Leistung zu zeigen und das Beste daraus zu machen. Viele dieser Rollen haben nicht meinem Charakter und meiner Persönlichkeit entsprochen. Inzwischen hat die Branche verstanden, für welche Rollen man mich besser einsetzen kann“, erläuterte der Schauspieler während des Presseempfangs am Nachmittag.

Kida Khodr Ramadan, Maryam Zaree und Marvin Kren

Große Wellen hat auch bereits „Babylon Berlin“ geschlagen, eine im Berlin der 1920er Jahre angesiedelte Mammutproduktion, die mit Tom Tykwer, Achim von Borries und Henk Handloegten von gleich drei renommierten Regisseuren gemeinsam aus der Taufe gehoben wurde. Der Lohn hierfür waren vierzehn Grimme-Preise, die auch auf Schnitt, Szenenbild, Kostüm, Musik und die Darsteller Volker Bruch, Peter Kurth und Liv Lisa Fries entfielen. Die sechzehn 45minütigen Episoden der ersten beiden Staffeln wurden im Oktober 2017 auf SKY ausgestrahlt, Ende dieses Jahres steht nun die öffentlich-rechtliche TV-Premiere im Ersten an, da ARD Degeto ebenfalls an der Produktion beteiligt war. Nachwuchsschauspielerin Liv Lisa Fries weiß nicht, ob sie auf den dann vermutlich noch zunehmenden Hype um die Serie vorbereitet ist: „Ich werde schon jetzt deutlich häufiger auf der Straße erkannt als früher. Ich hoffe natürlich, dass sich die Serie dann noch viel mehr Menschen anschauen werden.“ Die Dreharbeiten mit drei solch unterschiedlichen Regisseuren gestalteten sich für Fries aber als überaus angenehm. In Blöcken wurde mit einem nach dem anderen gedreht. „Mit Tom Tykwer wurde alles im Vorfeld sehr genau besprochen, bei Achim von Borries hatte ich sehr viel Raum und durfte vieles einfach machen, und Henk Handloegten ging sehr spielerisch an alles heran. Es ist mit allen dreien eine unglaublich große Freude zu arbeiten“, so Fries weiter.

Ronald Zehrfeld, Petra Heim, Heide Schwochow und Matthias Glasner

Eine reine ZDF-Produktion ist der Zweiteiler „Landgericht – Geschichte einer Familie“, die mit fünf Grimme-Preisen geehrt wurde. Für Hauptdarsteller Ronald Zehrfeld ist es nach seinen Auszeichnungen im Jahr 2011 für „Im Angesicht des Verbrechens“ und 2014 für „Mord in Eberswalde“ bereits der dritte Grimme-Preis. Für den Schauspieler zählt dieser Preis nach wie vor zu den wichtigsten seiner Branche, zumal er die Arbeit des Grimme-Instituts sehr schätzt, das insbesondere Arbeiten auszeichnet, die ansonsten auf dem freien Markt kaum eine Chance hätten. Auf dem Presseempfang sagte Ronald Zehrfeld: „Es hat sich in der letzten Zeit im Fernsehbereich eine Menge getan, und ich bin sehr glücklich, dass ich genau in dieser Zeit in einem Alter bin, in dem ich viel arbeiten und wirken darf. Ich begrüße die aktuelle Entwicklung, die mit einer Öffnung des Marktes hin zu Pay-TV und Streamingdiensten einhergeht. Man spürt hier einen frischen Wind, weil mehr gewagt wird und Themen in einer Konsequenz angegangen werden, die ich mir auch früher schon gewünscht hätte. So kann es gerne weitergehen!“

Das Team von "Dark": Udo Kramer, Jantje Friese, Baran bo Odar und Simone Bär 

Übersicht aller ausgezeichneten Produktionen 2018

Wettbewerb Fiktion

4 Blocks (TNT Serie)

Babylon Berlin (ARD Degeto/Sky)

Dark (Netflix)

Landgericht - Geschichte einer Familie (ZDF)

Zuckersand (BR/ARD Degeto/MDR)

Wettbewerb Information & Kultur

Ab 18! Du warst mein Leben (ZDF/3sat)

Alles gut - Ankommen in Deutschland (NDR/SWR)

Cahier Africain (ZDF/3sat)

Sewol - Die gelbe Zeit (BR)

Volker Steinhoff, Sven Lohmann und Dietmar Schiffermüller stellvertretend für die Redaktionen für die besondere journalistische Leistung ihrer Berichterstattung zu den Ereignissen des G20-Gipfels (NDR)

Wettbewerb Unterhaltung

Circus HalliGalli #GoslingGate (ProSieben)

Eier aus Stahl - Max Giesinger und die deutsche Industriemusik aus dem Neo Magazin Royale (ZDF/ZDFneo)

Kroymann (RB)

Wettbewerb Kinder & Jugend

5vor12 (BR)

Germania (ZDF/funk)

Publikumspreis der Marler Gruppe

Eine unerhörte Frau (ZDF/ARTE)

Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes

Inge von Bönninghausen, Gert Scobel und Armin Wolf

Text/Fotos: Frank Brenner

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