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Regisseur Stefano Levi im Filmhaus

„Film ist nicht nur für Entertainment da“

27. April 2012

„Out of the Darkness“ im Filmhaus – Foyer 05/12

Sonntag, 1. April: 75% aller weltweiten Blindheiten könnten operativ geheilt werden. Das Problem liegt meist darin, dass die Betroffenen zu den Ärmsten der Armen gehören und in den entlegensten Teilen der Welt leben, in denen sie keinerlei Zugang zu Ärzten oder Krankenhäusern haben. Deswegen hat es sich der nepalesische Augenarzt Sanduk Ruit zur Aufgabe gemacht, mit seinem Team und einem transportablen Operationssaal zu den Patienten zu reisen und diese zu operieren, auch wenn sie kein Geld haben, um ihn dafür zu bezahlen.

Regisseur Levi stellt sich den Fragen des Publikums

Stefano Levi hatte den selbstlosen Mediziner 2007 kennen gelernt, als er als Fotograf im Nepal unterwegs war. Schnell erwies sich, dass Ruits Geschichte mit bewegten Bildern erzählt werden muss. Der Fotograf steckte all sein Erspartes in das Projekt, um sein Filmdebüt annähernd aus eigener Hand zu finanzieren, da der Prozess der Filmförderung zu langwierig gewesen wäre, um bis zum Drehbeginn alle Instanzen gemeistert zu haben.

So ist es Levi gelungen, Sanduk Ruit auf einer ganz besonderen Mission mit der Kamera zu begleiten, die den Arzt in sein eigenes Geburtsdorf zurückführte. Der fast 60-jährige Idealist nimmt unglaubliche körperliche Strapazen auf sich, um nach mehrtägigen Fußmärschen bei seinen Patienten einzutreffen. Selbst Stefano Levi geriet dabei gehörig ins Schwitzen: „Das war wahrscheinlich das Härteste, was ich bisher in meinem Leben gemacht habe“, bekannte er beim Filmgespräch im Filmhaus Köln nach der Vorführung von „Out of the Darkness“.

Hartmut Stoermann vom Filmhaus im Gespräch mit Stefano Levi

Dabei hatte er mit seinem vierköpfigen Team gerade mal einen Monat in Nepal gedreht, drei Wochen davon in den unwirtlichen Bergregionen. Ruit und sein Team organisieren zwölf bis dreizehn solcher Camps jährlich, wobei zwei bis drei davon in ähnlich extremen Gegenden stattfinden. Neue Schwerpunkte in seinen Unternehmungen hat er nun in Indonesien, der Mongolei und Afrika gesetzt. Finanziert werden die ungewöhnlichen „Hausbesuche“ durch Spendengelder und ein in Kathmandu etabliertes Werk zur kostengünstigen Herstellung von künstlichen Linsen, die Ruit und sein Team international zu den üblichen Marktpreisen verkaufen können. Stefano Levi ist es ein Bedürfnis, mit seiner Arbeit auf solch ungewöhnliche Menschen wie Sanduk Ruit aufmerksam zu machen: „Film ist nicht nur für Entertainment da. Dokumentarfilme sind für mich ein Medium, Nachrichten in die Welt zu schießen.“ Mit seinem Debütfilm ist ihm das nun schon auf eindrucksvolle Weise gelungen.

Text/Fotos: Frank Brenner

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