Dienstag, 27. Februar: Unter dem Titel „KunstBewusst“ veranstalten die Freunde des Wallraf-Richartz-Museums und des Museums Ludwig e.V. in Köln eine Vortragsreihe, die sich einerseits mit den Themen Kunst und Kultur im Allgemeinen auseinandersetzt, andererseits aber auch die Ausstellungen und Sammlungen der beiden Museen in Gesprächen, Vorträgen und Performances inhaltlich begleiten soll. Dabei legen die Veranstalter Wert darauf, dass sowohl eine Allgemeinverständlichkeit gewährleistet wird, zum anderen aber auch ein inhaltlich-wissenschaftlicher Anspruch erhalten bleibt. Die letzte „KunstBewusst“-Veranstaltung im Februar widmete sich der Anfang des Monats eröffneten und noch bis zum 3. Juni 2018 laufenden Ausstellung „Black Power – Flower Power“, in der Fotografien von Pirkle Jones und Ruth-Marion Baruch aus den 1960er Jahren gezeigt werden. Für die gemeinsam mit der Fritz Thyssen Stiftung und in Kooperation mit dem Filmforum NRW organisierten Filmvorführung von Raoul Pecks 2017 uraufgeführtem Dokumentarfilm „I Am Not Your Negro“ sollte die Kuratorin der Ausstellung, Dr. Barbara Engelbach, am Abend der Projektion eine Einführung geben.
Da Frau Engelbach aber krankheitsbedingt ausfiel, sprang an ihrer Stelle mit Jörg Streichert der Geschäftsführer der Freunde des Wallraf-Richartz-Museums und des Museum Ludwig ein. Da ihm von Barbara Engelbach nur eine knappe Einführung in schriftlicher Form übermittelt worden war, die Streichert dann am Abend verlas, fiel in diesem Fall die wissenschaftliche Auseinandersetzung zum Thema kürzer aus als bei einer regulären „KunstBewusst“-Veranstaltung. Im von Streichert vorgelesenen Text Engelbachs ging die Kuratorin auf die Jahre des Wandels ein, die die beiden Fotografen der Ausstellung in San Francisco und der Bay Area in den 1960er Jahren dokumentiert hatten. Der Kalte Krieg, der wachsende Rassismus, die antikommunistische Hetzkampagne des Senators McCarthy und der Vietnamkrieg spiegeln sich allesamt in den 51 Fotografien von Pirkle Jones und Ruth-Marion Baruch wider, die derzeit in Köln zu sehen sind. Den beiden Fotokünstlern sei es in ihren Werken in erster Linie darum gegangen, die Black-Panther-Bewegung jener Zeit aus einem anderen Blickwinkel zu beleuchten, und damit „gegen die vorherrschende Berichterstattung ein Zeichen zu setzen“. Ein weiterer Schwerpunkt des Fotografenehepaars in diesem Konvolut bestand in der Abbildung der Hippie-Bewegung, die im Stadtteil Haight-Ashbury neue Lebens- und Arbeitsformen probten. Barbara Engelbach befand hierzu Raoul Pecks Dokumentarfilm „I Am Not Your Negro“ als besonders geeignet, um die Lebenssituation der Epoche auf eindringliche Weise in Wort und Bewegtbild zusätzlich zu unterstreichen.
Pecks Film basiert auf einem Text des dunkelhäutigen US-amerikanischen Autors und Bürgerrechtlers James Baldwin (1924-1987), der Ende der 1970er Jahre mit dem Verfassen eines zeitlebens unvollendeten Buches begonnen hatte, in dem er seine Freundschaft zu den Bürgerrechtlern Medgar Evers, Malcolm X und Martin Luther King Revue passieren ließ, die alle drei in den 60er Jahren Attentaten zum Opfer gefallen waren. Aus dem Off werden im Film Auszüge des Buchentwurfs und Briefe Baldwins in deutscher Sprache verlesen, dazwischen hat Raoul Peck Archivmaterial aus Film- und Fernsehsendungen sowie aus Dokumentationen und Nachrichten montiert, die das im Text Geschilderte visualisieren. Nach Ansicht von Dr. Barbara Engelbach ist es Peck dadurch gelungen, „seinen Film gänzlich aus der Sicht des Autors heraus auf kongeniale Weise zu entwickeln“. Der haitianische Filmemacher war zunächst mit „Lumumba“ international bekannt geworden, bevor er mit „Mord in Haiti“ und schließlich mit seiner Filmbiografie „Der junge Karl Marx“ weitere politische Signale setzen konnte. Bereits am 6. März wird die Reihe „KunstBewusst“ mit der Veranstaltung „Ideen fallen nicht vom Himmel“ anlässlich der Ausstellung „Günter Peter Straschek – Emigration, Film, Politik“ fortgesetzt, bei der die Kuratorin Julia Friedrich mit dem Kameramann Carlos Bustamante und dem ehemaligen WDR-Filmredakteur Werner Dütsch zum Thema in den Dialog treten wird.
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