Seit Beginn der Filmgeschichte hat sich Hollywoods ureigenstes Genre – der Western – immer wieder neu erfunden, sich gesellschaftlichen Veränderungen und neuen Filmtechniken angepasst. Selbst dem in den 1960er Jahren übermächtigen Italo-Western bot er die Stirn, integrierte ihn mit dem von Sergio Leone 1968 inszenierten Blockbuster „Spiel mir das Lied vom Tod“ sogar in seine Mythen-Landschaft. Doch dann, als Michael Camino 1980 mit seinem lange verkannten Meisterwerk „Heaven's Gate“ einen Millionenflop landete, der sogar die Produktionsfirma in den Ruin trieb, schien die Zeit des Westerns vorbei. Es sollte zehn Jahre dauern, bis Kevin Costner mit seinem zweifach ausgezeichneten Oscar-Preisträger „Der mit dem Wolf tanzt“ (Bester Film, Beste Regie) den Western, zumindest kurzzeitig, rehabilitierte. Nun erfüllt er sich mit dem vierteiligen Epos „Horizon“ (Cinedom, Cinenova, Cineplex, Residenz, Rex, UCI, OmU im Cinenova, OV im Cineplex und Rex) einen Traum, der ambitionierter nicht sein kann: DEN Western der Filmgeschichte zu erschaffen. Deshalb hat er nicht nur Regie und Hauptrolle übernommen, sondern auch am Drehbuch mitgeschrieben und als Produzent sein Privatvermögen in das ehrgeizige Projekt gesteckt. Es beginnt mit einem dramaturgischen Schlag in die Magengrube: Während im Amerika des Jahres 1860 der Bürgerkrieg tobt, geht die Kolonisierung des Landes durch die weißen Pioniere unvermindert weiter. Irgendwo an einer Flussbiegung im Wilden Westen wollen die Siedler die Stadt Horizon gründen, doch sie haben die Rechnung ohne die indigene Bevölkerung gemacht. Die Apachen richten unter den Möchtegern-Eroberern ein Massaker an, dem nur wenige entkommen und im nahe gelegenen Armee-Fort Zuflucht finden. Unter ihnen Frances Kittredge (Sienna Miller) mit ihrer kleinen Tochter, die bei dem Überfall den Rest ihrer Familie verloren hat. Doch die Unvernunft siegt und man startet, trotz der Warnungen des Militärs, einen neuen Versuch, Horizon aufzubauen. Beide treffen auf den Goldsucher Hayes Ellison (Costner), der sich mit der Prostituierten Marigold (Abbey Lee) die Zeit vertreibt. Costner zeichnet die Indigenen und (chinesischen) Einwanderer mit Empathie, während es die weißen Siedler sind, die die Apachen skalpieren und Frauen und Kinder massakrieren. Während diese verstörenden Bilder aufrütteln und einen (vermutlich unbeabsichtigten) Blick auf die Gegenwart öffnen, gestattet der opulente Bilderrausch von Kameramann James Muro über Berge und Prärie auch einen nostalgischen Blick in die Vergangenheit und auf ein Genre, das – oft totgesagt – immer noch lebt!
Das eingespielte Kreativteam um Lars Jessen („Mittagsstunde“), Jan Georg Schütte („Altersglühen – Speed Dating für Senioren“) und Charly Hübner („Sophia, der Tod und ich“) hat sich des brisanten Themas Wasser nun in „Micha denkt groß“ (Cinenova, Filmpalette, Weisshaus) auf humorvolle Weise angenommen. Wie bereits 2021 im gemeinsam realisierten Fernsehfilm „Für immer Sommer 90“ hatten sie auch hier wieder lediglich ein grobes Handlungsgerüst, um das herum die Schauspieler ihre Dialoge improvisiert haben, was dem Ganzen einen überaus authentischen Anstrich verliehen hat. Micha (Charly Hübner) ist eine Laberbacke, der als Spieleerfinder erfolgreich war und nun nach dreißig Jahren ins Kaff seiner Kindheit, Klein-Schappleben in Sachsen-Anhalt, zurückgekehrt ist, um dem Dorf seine Idee von einem Wellness-Ressort für Reiche im ehemaligen Hotel seiner Eltern zu verkaufen. Bald sind die Probleme allerdings ganz anders gelagert, als der Dorfbrunnen versiegt und keinem der Bauern mehr genügend Wasser zur Verfügung steht. Es beginnt ein Kampf um das kostbare Gut, bei dem sich schließlich jeder selbst der Nächste ist. Jessen, Schütte und Hübner, die hier gemeinsam mit Christian Riedel („Das Fest der Liebe“) die Drehbuchskizzen erstellt haben, anhand derer das Ensemble seine Dialoge improvisierte, haben eine Menge aktuelle Bezüge und Befindlichkeiten in ihre Geschichte einfließen lassen. Es geht dabei u.a. um die Katerstimmung nach der Corona-Krise, um Verschwörungstheorien, um die Inkompetenz der Lokalpolitik (Annett Sawallisch spielt Bürgermeisterin Moni als Angela-Merkel-Reminiszenz), um das Kompetenzgerangel in ländlicheren Regionen und eben auch immer wieder um die Trinkwassermisere in Deutschland.
Außerdem neu in den Kinos: Philippe Lefebvres Liebeskomödie „Adieu Chérie - Trennung auf Französisch“ (Odeon), Aaron Arens' respektlose Ferienhaus-Farce „Sonnenplätze“ (Cinedom, Odeon, UCI), Sara Nodjoumis und Till Schauders Künstlerdoku „A Revolution on Canvas“ (Filmhaus, am 20.8. mit dem Regie-Duo), Zoë Kravitz' böser Thriller „Blink Twice“ (Cinedom, Cineplex, UCI, OmU im OFF Broadway), Sylvie Michels amüsantes Auto- Drama „More Than Strangers“, Simone Bozzellis Liebesgeschichte „Patagonia“ (Filmpalette, Bonner Kinemathek), Eli Roths verkorkste Game-Adaption „Borderlands“ (Cinedom, Cineplex, Rex, UCI) und Carlos Saldanhas Fantasy-Abenteuer „Harold und die Zauberkreide“ (Cinedom, Cineplex, Rex, UCI).
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