Wahre Schönheit liegt im Innern: Dieses beliebte Motiv hat der US-Regisseur und Autor John Waters als Grundlage für seinen Film „Hairspray“ (1988) verwendet, in dem ein übergewichtiges Mädchen im Baltimore der 60er Jahre davon träumt, in einer Fernsehtanzshow aufzutreten. Als es ihr gelingt und sich sogar der Star der jugendlichen Tanztruppe in sie verliebt, nutzt sie ihre zunehmende Popularität, um sich für die Abschaffung die Rassentrennung stark zu machen. Daraus haben die Autoren Mark O‘Donnell und Thomas Meehan und Komponist Marc Shaiman 2002 ein Musical gemacht, das sogleich acht Tony-Awards gewann. Jetzt zeigt das Theater Bonn das Stück in einer deutschen Fassung.
Wie für eine Broadway-Inszenierung üblich strotzt „Hairspray“ nur so vor Klischees und Überzeichnungen – das Besondere in Bonn ist jedoch, dass das Ensemble genau damit freudig spielt. Vor allem die Mutter von Protagonistin Tracy (unglaublich souverän: Antonia Tröstl) ist eine Wucht: Enrico De Pieri verleiht der voluminösen Edna eine Leichtigkeit, die ihresgleichen sucht und die fernab von jeder Travestie funktioniert. Dazu kommen herrlich lapidar gesetzte Pointen und ein überragendes Zusammenspiel mit Mark Weigels Wilbur Turnblad – insbesondere bei ihrem Duett im zweiten Teil spürt man den aufrichtigen Spaß der beiden an ihrem Spiel im überzeugenden Bühnenbild von Dirk Hofacker. Großartig ist aber auch Kerstin Ibald als garstig-giftende Produzentin Velma Van Tussle sowie Friederike Zeidler als Tracys beste Freundin Penny, die sich im Laufe des Stücks in einen afroamerikanischen Jugendlichen verliebt und damit eigentlich das wahre Gesicht des Protests gegen die Rassentrennung ist.
Hairspray | 29.11., 23., 27.12., 5., 8., 9.1., 1., 6., 12.2., 29.3., 3.4. je 19.30 Uhr, 21.4. 18 Uhr | Opernhaus Bonn | www.theater-bonn.de
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