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Foto: Thilo Beu

Kampf gegen Windmühlen

31. Oktober 2024

„Don Quijote“ am Theater Bonn – Prolog 11/24

Der Ritter von der traurigen Gestalt ist ein Träumer. Einer, der an das idealisierte Hochmittelalter glaubt, an Ehre und Anstand und Gerechtigkeit, und der doch nur scheitern kann, weil die Realität sich ihm verweigert. Don Quijote, der berühmte Protagonist des gleichnamigen Romans von Miguel de Cervantes, ist sowohl eine tragische als auch eine komische Figur, weil er auf seine versponnene, verrückte Weise für das vermeintlich Gute kämpft und dabei aufgrund seiner Fantasterei immer wieder scheitern muss. Der russische Satiriker Michail Bulgakow hat diesen Stoff 1937 stark komprimiert für die Bühne aufbereitet – jetzt nimmt sich Regisseur Sascha Hawemann am Theater Bonn dieser Bearbeitung an und verknüpft das ehrenwerte Streben des „sinnreichen Junkers“ mit der Biografie des sich gegen die sowjetische Diktatur wehrenden Literaten.

„Ich finde, zwischen Bulgakow und Don Quijote gibt es durchaus Parallelen“, erklärt Hawemann, der eine Rahmenhandlung mit biographischen Szenen aus Bulgakows Leben geschrieben und mit dem Cervantes-Stoff verwebt hat. „Beide stellen sich Tyrannen entgegen, und beide suchen Zuflucht in der Fantasie, in der das Gute noch einen Platz hat.“ Bulgakow (1891 – 1940) litt gegen Ende seines Lebens zunehmend unter der russischen Zensur, die seine Stücke und Romane wegen der grotesken und absurden Darstellung des Alltags in der Sowjetunion mit einem Bann belegte. Der Unterschied ist allerdings, dass Don Quijote die Fantasie einer besseren Welt nach draußen trägt, während Bulgakow sie in seine Werke einschreibt, unter anderem in seinen posthum veröffentlichten Roman „Der Meister und Margarita“. „Insofern ist ein wichtiges Motiv auch die Frage nach der Kraft von Kunst und dem Umgang mit jenen, die diese einschränken wollen“, betont Hawemann. „Das gilt für die damaligen Stalinisten ebenso wie für die AfD heutzutage.“

Wie genau die Inszenierung letztlich aussehen wird, kann und will Hawemann nicht verraten. „Wir spielen auf der Werkstatt-Bühne im Opernhaus, sind also in Sachen Bühnentechnik eingeschränkt“, sagt er, „aber wir werden sicherlich Lösungen finden, um ein sehr bildhaftes Stück zu präsentieren. Unter anderem wollen wir auf Elemente der Commedia dell‘arte zurückgreifen, denen wir dann aber Verhör-Szenen gegenüberstellen.“ Ein Spagat, der viel Balance erfordert. Ob das gelingt, wird sich zeigen. Immerhin ist Hawemann in Bonn kein Unbekannter: Dort hat er unter anderem schon Elfriede Jelineks „Wut“ und zuletzt Michael Frayns „Der nackte Wahnsinn“ inszeniert. 

„Don Quijote“ | 7. (P), 10., 13., 23.,30.11., 20 Uhr | Theater Bonn | 0228 77 80 08

Thomas Kölsch

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