Es gibt 2 Beiträge von Sharly
weitere Infos zu diesem Film | 16 Forenbeiträge
14.12.2003
Der wohl größte Erfolgsfaktor für einen Film, gerade wenn er ohne aufwendige Special Effects auskommen und durch die Story an sich fesseln will, ist die Identifikation mit den Hauptfiguren. Da hatte es der geneigte Zuschauer nicht gerade leicht.
Jimmy, der scheinbar brav gewordene Ex-Gauner, dessen Tochter ermordet wurde, nachdem er doch schon seine erste Frau zu früh verloren hat (wie er lang und breit in Anwesenheit seiner zweiten Frau erklärt), scheint dazu wunderbar geeignet - solange bis man erfährt, dass er der Mörder eines weiteren Familienvaters ist. Immerhin schickt er jeden Monat 500,- Dollar an die zurückgebliebene Familie (mit dem schwer traumatisierten Jüngsten) - doch ob ihn das jetzt wieder zum Sympathieträger werden lässt? Spätestens, als er seinem "Freund" Dave, von dem wir zu dem Zeitpunkt schon lange wissen, dass er unschuldig ist, erst verspricht, ihn am Leben zu lassen, um dann auf ihn einzustechen, sinkt der Identifikationsfaktor rapide unter Null.
Auch in Dave, dem armen missbrauchten Junge, dessen Leben nun von Grund auf versaut ist, möchte man sich nicht wiedererkennen. Schwach und unsicher stolpert er durch sein Leben. So schwach, dass man sich fragt, wie er es geschafft hat, überhaupt eine Frau anzusprechen, geschweige denn, ein Kind mit ihr zu zeugen. So kommt dann seine einzige starke Szene (er müpft den Polizisten gegenüber auf, nachdem sie ihn schon mehrere Stunden lang in der Mangel hatten) auch zu plötzlich und unglaubwürdig daher. Man fragt sich, ob er plötzlich von einem rebellischen Geist heimgesucht wurde und möchte diesen anflehen, doch in ihm zu bleiben, um die nachfolgenden Szenen erträglicher zu machen.
Bleibt noch Sean. Der einzige der Dreiergruppe, der es in seinem Leben zu etwas gebracht hat. Bis auf die Kleinigkeit, dass seine Frau ihn verlassen hat und ihn nun mit Anrufen quält, während denen sie ihn, konsequent bis zum "Happy End" (wenigstens für diese beiden), anschweigt. Sean wäre die einzige Figur, in die man sich ohne größere Schwierigkeiten einfühlen hätte können und Kevin Bacon liefert auch wirklich eine wundervolle Performance ab. Dummerweise kommt aber ausgerechnet diese Figur, während der, unglaublich langsam vergehenden, 137 Minuten, zu kurz.
Wunderbar auch die Dialoge: "Jimmy." "Sean." "Jimmy." "Sean." ...
Dass der Film es nicht geschafft hatte, die Zuschauer zu fesseln, ließ sich spätestens in der Szene beim Leichenbestatter feststellen, einem der (vielen) tragischen Höhepunkte. Jimmy sieht seine tote Tochter aufgebahrt und einem Witzbold fiel nur die wundervoll frisierte Lockenpracht der Leiche auf. "Tolle Frisur!" rief er und sorgte damit für den Höhepunkt des Abends für das gequälte Publikum. Ein herzliches "Danke" dafür an dieser Stelle!
weitere Infos zu diesem Film | 3 Forenbeiträge
05.05.2003
Am Anfang dachte ich:"Okay, diese Sneak lohnt sich nicht..." doch dann zog der Film mich unweigerlich in seinen zynischen Bann. Ich habe noch nie einen Film gesehen, der so schonungslos ehrlich zeigt, wie man sich auch fühlen kann. Leer, und sonst nichts. Er beinhaltet auch die poetischste Suizid-Szene, die man sich vorstellen kann. Ein Muss!
Kino als Empathie-Maschine
Warum wir Kino in Zukunft mehr brauchen denn je – Vorspann 01/25
Stark durch Solidarität
„Billige Hände“ im Filmhaus – Foyer 12/24
Übers Ankommen in Deutschland
„Zwischen Sein und Nichtsein“ von Leocadie Uyisenga – Film 12/24
Toleranz zum Jahresende
Mit Kino zu mehr Empathie finden – Vorspann 12/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24