Es gibt 1 Beitrag von nonconformy
weitere Infos zu diesem Film | 29 Forenbeiträge
15.05.2006
Du fragtest: "Soll ich mir das wirlich ansehen? Wir kennen es doch, wird nicht wieder so vieles weichgezeichnet?" Ich sage: "Geh hin ! Der Film hat am Wochenende zu Recht so viele Preise abgeräumt.
Klar könnte man dabei jede Menge Haare in der Suppe finden, indem man sich an Ungenauigkeiten reibt, wie z.B. dem Unsinn, dass die ganze Abhöranlage auf dem Dachboden des Hauses eingerichtet wird, in dem der Abgehörte wohnt, oder an solchen Kleinigkeiten, dass in dem Altbau eine Klingelanlage installiert war, mit der man auch die Haustür öffnen konnte. Aber diese Dinge sind für die Dramaturgie und für bestimmte Schlüsselszenen wichtig und unvermeidlich, was im Nachhinein klar wird. In anderen Fällen müssen manche Zustände in der DDR auch so dargestellt werden, dass sie von den hier Geborenen auf Anhieb verstanden werden. Wer weiß denn hier, wie die tatsächlichen Hierarchien in der DDR waren, was etwa ein Bezirksparteisekretär, was ein ZK- was ein Politbüro-Mitglied zu sagen hatte. Was ein Minister ist, kann sich hier dagegen jeder vorstellen, und daher ist es auch nicht verkehrt, wenn ein DDR-Minister als höchster Bonze und gleichzeitig als einer der übelsten Charaktere im Film dargestellt wird, der heute ungestraft seine Rente genießen und ohne Anflug von Reue über die gute alte Zeit schwadronieren kann. Das ist wirklich zutiefst ekelerregend und wird im Film auch sehr realitätstreu nachgezeichnet.
Und der Film ist auch als solcher sehr gut gemacht, so dass er die Menschen packt, sie nicht unverändert aus dem Kino kommen lässt – wenigstens für den Moment. Wenn die Leinwand schwarz wird, verharren die Zuschauer lautlos im Saal, keiner steht sofort auf. Die Stille wird nur von gelegentlichem Schneuzen und Schluchzen aus den verschiedensten Winkeln des Raumes durchbrochen. Und wenn die Leute sich dann nach draußen begeben, flüstern sie. Keiner spricht laut. Jeder hier im Westen versteht danach besser, was es bedeutet hat, in der DDR zu leben und warum so viele wegwollten. Der Film ist gut. Du kannst ihn Dir ansehen." Kalle
Kneecap
Start: 23.1.2025
Der Brutalist
Start: 30.1.2025
Poison – Eine Liebesgeschichte
Start: 30.1.2025
Maria
Start: 6.2.2025
Mutiny in Heaven – Nick Caves frühe Jahre
Start: 6.2.2025
Heldin
Start: 27.2.2025
Like A Complete Unknown
Start: 27.2.2025
Das kostbarste aller Güter
Start: 6.3.2025
Flow
Start: 6.3.2025
Köln 75
Start: 13.3.2025
Das Licht
Start: 20.3.2025
The End
Start: 27.3.2025
Kino als Empathie-Maschine
Warum wir Kino in Zukunft mehr brauchen denn je – Vorspann 01/25
Stark durch Solidarität
„Billige Hände“ im Filmhaus – Foyer 12/24
Übers Ankommen in Deutschland
„Zwischen Sein und Nichtsein“ von Leocadie Uyisenga – Film 12/24
Toleranz zum Jahresende
Mit Kino zu mehr Empathie finden – Vorspann 12/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24