Dominik Mahnig, Jahrgang 1989, spielt leidenschaftlich gern Schlagzeug. Schon als Kind hat er sich aus Dosen und Schachteln seine erste Schießbude zusammengebastelt. In seiner Heimatstadt Willisau in der Schweiz erfuhr der zehnjährige Bub eine außergewöhnliche wie nachhaltige musikalische Prägung: Die Festivalstadt Willisau beherbergt traditionell das herausragende Treffen für die Jazzmusiker, die sich der zeitgenössischen Improvisierten Musik widmen. Hier lernte Mahnig als Bub das künstlerische Credo: Nichts ist unmöglich, nichts geht nicht, Kreativität scheut keine Grenzen.
Dazu zählt natürlich auch die Achtung vor den Ikonen des letzten Jahrhunderts. Mahnig: „Die Legenden des Schlagzeugspiels habe ich ja nie live erlebt. Aber die alten Leute, die da nur Swing spielen, und es swingt unfassbar krass, der Groove ist geil – das bleibt wohl immer faszinierend.“ Aber dieses zentrale Rhythmus-Instrument hat sich in den letzten Jahrzehnten emanzipiert wie kein anderes im Jazz.
Manchmal drängt sich der Gedanke auf, moderne Schlagzeuger spielten permanente Soli. Mahnig befindet sich zu diesen Pionieren im Enkelstatus: „Ich bin den Leuten dankbar, die in diese Richtung gearbeitet haben.“
Worauf diese Richtung zielt und wie sich der Künstler selbst in die kreative Szene einsortieren würde, will Mahnig nicht benennen, die Antwort liege in der Zukunft: „Es geht immer irgendwo hin. Leute tauchen plötzlich auf, die machen Sachen, die es vorher noch überhaupt nicht gab.“ Oder Mischungen entstehen mit anderen Disziplinen, so mit der Neuen Musik. Mahnig: „Die zeitgenössische Musik hat ja die Jazzer immer beeinflusst. Manchmal geht das ineinander über, Improvisation und Komposition werden austauschbar.“
Der Schlagzeuger wurde jetzt mit dem lohnenden „Horst und Gretl Will Stipendium“ ausgezeichnet, nicht der erste Preis für den Schweizer. Aber auch Mahnigs Sidemen wirken teilweise preisverdächtig. So hat ihn der international agierende Jazzpianist Simon Nabatov für sein Trio entdeckt. Mahnig: „Simon hat mich gefragt, wo ich spiele. Dann kam er da hin und hat mich angefragt für seine Band mit Mark Dresser.“ Das klingt nach Bundesliga, das verschafft Reputation und macht natürlich großen Spaß.
Mit der eigenen Band wird auch geprobt, mal in Köln, mal in Berlin und mal in der Schweiz. Solch aufwendige Projekte erfahren in der Schweiz auch Förderung, das gibt es mittlerweile auch in deutschen Landen. So richtig begeistert klingt der gefragte Drummer nicht, wenn er auf seine Wahlheimat Köln angesprochen wird: „Viele Bands kommen ja gar nicht nach Köln, weil es so wenige Auftrittsmöglichkeiten gibt, wo sich auch etwas verdienen lässt. Köln könnte schon einen Jazz-Club vertragen, wo mehrfach die Woche was los wäre.“ Er selbst kam durch einen Erasmus-Aufenthalt an der Kölner Musikhochschule an den Rhein, nicht wegen der heißen Szene. Der Preisträger: „Ich bin in Köln hängen geblieben.“
Büyükberber – Muche – Nabatov – Mahnig | Do 7.9. 20.30 Uhr | Max Johnson invites… Schmid, Nabatov & Mahnig | Do 21.9. 20.30 Uhr | Loft | 0221 952 15 55
Preisträgerkonzert im Stadtgarten | Mo 11.9. 19.30 Uhr | freier Eintritt
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