choices: Herr Hermans, gefallen Ihnen die Pappmaché-Popos des Rosenmontagszuges?
Erich Hermans: Früher sahen die Wagen eher langweilig aus, die Düsseldorfer waren da interessanter. In den letzten Jahren sind aber witzige Sachen dazugekommen.
Aber Sie geistern eher rum. Warum?
Der Geisterzug basiert auf dem ältesten Teil des Karnevals. Zunächst sollte ja der Winter vertrieben werden. Im Mittelalter wurde der Zug genutzt, um die Herrschende durch den Kakao zu ziehen, sie aber auch mit dem auf der Straße liegenden Abfall und Kot zu bewerfen. Gelegentlich gab es sogar Tote.
Karneval ist also revolutionär?
Geschichtlich ist das belegt. Vor 1848 haben sich in Köln die Revolutionäre im Karneval vereint, um gegen die preußische Zensur anzustinken. Die Sitzungen waren die beste Rednerschule: Die Reden mussten beim Volk ankommen und gleichzeitig die Zensur passieren.
Warum feiern Sie bei Nacht?
Früher wurde Karneval vornehmlich im Dunkeln gefeiert. Nach der Franzosenzeit überlegten sich die Kölner Bürger, wie sie den Karneval verändern konnten, damit er für die Preußen genehmigungsfähig war. Deshalb wurde seit 1823 der Rosenmontagszug veranstaltet. Denen, die noch die alte Tradition kannten, gestand man einen Zug im Dunkeln samstagnachts zu, der wurde Geisterzug genannt. Als wegen des Golfkriegs 1991 der Rosenmontagszug ausfiel, machten wir auf seinem Weg eine Anti-Kriegs-Demo. Das war der Ursprung des neuen Geisterzugs.
Welches Thema haben Sie sich für dieses Jahr ausgewählt?
Kölns Stadtgründerin Kaiserin Agrippina wurde im Jahre 15 nach Christus hier geboren. Wir möchten, dass es im Jahr 2015 dazu eine große Feier gibt. Um dies vorzubereiten, stellen wir seit dem vergangenen Jahr unsere Züge unter das Motto „Agrippina zu Ehren“. Thema hierbei ist neben der Historie die Emanzipation der Frau. Seit einigen Jahren sollen sich die Frauen ja wieder nur um ihre Kinder kümmern. Agrippina hingegen war die einzige echte römische Kaiserin mit entsprechender Durchsetzungskraft.
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