Piep Piep Blubb, so fing es an. In den Anfangszeiten der Computerspiele schob man die Pixel quasi noch einzeln über den Bildschirm, und die quäkigen 8-Bit Sounds passten perfekt zu diesem Minimalismus. Heute sind Games wie „World of Warcraft“, „Zelda“ und „Skyrim“ längst visuell und akustisch auf dem Niveau von Kino-Blockbustern angekommen – und sogar darüber hinaus geschossen. Computerspiele sind Kunst, mindestens jedoch Kultur, und die darin verwendete Musik trägt immens zu ihrer Faszination bei.
Vom Schlachtenreigen mit Actionkrach bis zu feinfühligen Teenagerdramen im Emosoundgewand – das Spektrum der speziell für Spiele geschaffenen Kompositionen ist riesig. Aber kann man sie auch als Live-Musik aufführen? Als die Komponisten Tommy Tallarico und Jack Wall vor mehr als 15 Jahren diese Idee hatten, wurden sie von fast allen großen Spieleherstellern ausgelacht. Gamer*innen gehen nicht in klassische Konzerte, hieß es, und die Klassikfans haben keine Ahnung, was Spiele wirklich zu bieten haben. Gottseidank ist die Welt nicht so schwarzweiß, und Tallaricos Projekt „Video Games Live“ tourt bis heute erfolgreich nahezu weltweit durch große Arenen. Schon auf den letzten Gamescoms in Köln konnten deutsche Computerspielfans ihre Herzensmusiken aufgeführt von Orchester, Chor und Solosänger*innen live erleben, unterstützt von Lichtkaskaden, Special Effects und Videoeinspielungen. Die aktuelle Tournee macht Halt am 4. November in Mönchengladbach. Tallarico lässt es sich nicht nehmen, selbst als Moderator und an der Gitarre dabei zu sein.
Die Musik in Computerspielen folgt keiner starren zeitlichen Abfolge, sondern den Bewegungen des Spielers – in den besten Fällen vertieft sie die Immersion, also die Versenkung des Spielenden in das Spielgeschehen, ohne bewusst wahrgenommen zu werden. Lieblingsspiele und ihre Musik sind etwas überaus Persönliches. Wie ist das übersetzbar in ein Stadionkonzert? Durch den Einbezug lokaler Musiker*innen, direkte Kommunikation mit der Gamecommunity und die Ausrichtung am Geschmack der jeweiligen Auftrittsländer nimmt Tallarico Tuchfühlung zu den Menschen vor Ort auf. Auf der Website kann man Postleitzahl und Lieblingsspiele angeben, anhand dieser Daten wird das Programm für den jeweiligen Auftrittsort zusammengestellt. Man darf also auf die NRW-Mischung gespannt sein. Auch hier blüht eine Computermusikszene und auch hier wurde der musikalische Crossover gewagt: Das WDR-Funkhausorchester präsentierte schon vor zehn Jahren erfolgreich die Musik von Final Fantasy in sinfonischen Arrangements – ohne Videos und Lichteffekte. Doch bei Video Games Live geht es um weit mehr als das Aufführen von Musik oder das Zelebrieren von Multimedia-Bombast. Es geht um die Anerkennung der kulturellen Bedeutung von Games und um die Wertschätzung der Community. Neben all den musikalischen Gänsehautmomenten ist dieser Gedanke der Verbundenheit quer durch Generationen und Schichten wohl der Hauptgrund, warum Tallaricos Begeisterung bis heute Musiker*innen und Fans mitreißt.
Video Games Live | So 4.11. 19 Uhr | Red Box am SparkassenPark Mönchengladbach | sparkassenpark.de/video-games-live
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