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Freelancer gewinnen für die Kreativwirtschaft in Europa zunehmend an Bedeutung
Foto: Mira Moroz

Klein, aber fein?

30. Mai 2013

Umsätze und Probleme der „kleinen Kulturwirtschaft“ – Thema 06/13 Kreative Masse

Wenn vom Arbeitsmarkt Kultur und der Kultur- und Kreativwirtschaft gesprochen wird, ist gerne von der dort bestehenden „Einkommensspreizung“ die Rede. Nicht alle können Topverdiener sein, vielen mag es schlecht gehen, aber insgesamt werden es die Boombranchen schon richten. Ein Blick in die bundesweite Statistik zeigt allerdings, dass die Gewichtung von Selbstständigen und Unternehmen nach Umsatzgröße hier ein etwas einseitiges Bild entstehen lässt. Für die Kerngruppe der Künstler und Kulturunternehmen, die im sogenannten Wirtschaftszweig 90 zusammengefasst sind, ergeben sich folgende Daten: Mehr als 10 Millionen Euro Umsatz erreichen nur 0,04%, mehr als 250.000 Euro nur 1,7%. Dagegen erzielen 66,8% nur einen Umsatz von bis zu 17.500 Euro, 18,6% erreichen zwischen 17.500 und 50.000 Euro. Das macht mehr als acht Zehntel der kreativen Branchen aus.

Neue Zahlen für NRW zeigen ein ähnliches Bild. Nur um die Verhältnisse zu verdeutlichen und um eine Orientierung zu bieten: 2008 lag nach Angaben des Statistischen Bundesamtes das jährliche mittlere Personeneinkommen in Deutschland bei 21.264 Euro.

Neuere Untersuchungen belegen zugleich für ganz Europa die wachsende Bedeutung der Freelancer und Selbstständigen für die Kultur- und Kreativwirtschaft insgesamt. Die „Kleinen“ sind längst aus dem Stadium bloßer Zulieferer für die mittelständischen Unternehmen herausgewachsen. Die Marktbeziehungen zwischen Urhebern, Autoren oder Darstellern und den Verwertern in der Kultur- und Kreativwirtschaft werden brüchiger, die Konflikte dürften hier zunehmen. Ohne die Kultur-/Kreativszene und ihre Innovationskraft wird es allerdings schwer werden, neue Entwicklungsräume und Märkte für die Kultur- und Kreativwirtschaft insgesamt und vor allem auf lokaler und regionaler Ebene zu generieren. Und damit auch auf Dauer die kulturelle Vielfalt zu sichern.

Deshalb ist hier die Politik gefragt. Sie wird dabei in gewissem Rahmen selbst kreativ werden müssen. Denn die „kleine Kulturwirtschaft“ ist weder in Verbänden organisiert, noch tritt sie in aller Regel bei Gewerkschaften und Wirtschaftskammern auf oder lässt sich gar auf politische Podien locken. Damit fällt sie zwangsläufig durch die Raster des traditionellen (kultur- und wirtschafts-)politischen Betriebs. Dort dominieren die Verbände der größeren Kultur- und Kreativunternehmen und prägen auch das öffentliche Bild der Kultur- und Kreativwirtschaft mit. Obwohl sie realistisch gesehen nur einen Teil der Interessen formulieren können, versuchen sie, die Richtung für alle Akteure vorzugeben und die Politik entsprechend zu beeinflussen. Die wiederum tut sich bei der Entwicklung übergreifender Förderprogramme für die Kultur- und Kreativwirtschaft insgesamt schwer. Hier gilt es nach Perspektiven zu suchen.

MICHAEL SÖNDERMANN

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