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Köln ist nach wie vor auch Stadt des Rundfunks und des Fernsehens
Foto: Amélie Kai

„Ein Pfund, mit dem wir wuchern sollten“

04. Juni 2013

Ulrich Soénius über die Stärken des Standortes Köln – Thema 06/13 Kreative Masse

choices: Herr Soénius, seit ihrer Entdeckung gilt die Kultur-/Kreativwirtschaft als Boombranche. Ist sie das noch immer?
Ulrich Soénius:
Das Image der Branche, besser gesagt: die Summe der Images der elf Teilbranchen, ist nach wie vor ungebrochen positiv. Aber auch reell stellt die Kreativwirtschaft für die Region Köln einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar. Knapp 18 Prozent aller IHK-Unternehmen der Region zählen zur Kultur- und Kreativwirtschaft. Dazu kommen noch Freiberufler und Handwerksunternehmen. Köln ist hier durch seine große absolute Zahl an Erwerbstätigen, Unternehmen und Selbstständigen national ein starker Standort. Ein Pfund, mit dem wir auch markentechnisch wuchern sollten.

Dr. Ulrich S. Soénius
Foto: Peter Boettcher
Dr. Ulrich S. Soénius, Geschäftsführer der IHK Köln, ist u.a. für die Kultur- und Kreativwirtschaft zuständig.

Welche Branchen sind dabei entscheidend?
Köln ist eine Stadt des Films, des Rundfunks und des Fernsehens mit allen Unternehmen, die in diesen Metiers tätig sind. Ein Alleinstellungsmerkmal ist die Musikbranche, vor allem durch die c/o pop als größte Musikmesse. Mit der Art Cologne und der lit.COLOGNE sind weitere große Events ansässig, die symbolhaft für ihre Branchen stehen. Auch im Fachbuchbereich sind wir gut aufgestellt. Dazu hat Köln eine breite, höchst engagierte und selbstorganisierte Designwelt mit dem MAKK von Petra Hesse als zentralem Ort. Vielfach wirken Unternehmen auch in der sogenannten „Freien Szene“. Da ist nicht nur die Zahl, sondern auch das kulturelle Lebensgefühl für die Metropole Köln prägend.

Welche Auswirkungen hatte und hat die Digitalisierung?
Die Digitalisierung hat in der Medienwirtschaft die Produktionsprozesse revolutioniert und wird auch weiter die Entwicklung bestimmen. Digitalisierung verändert die Arbeitsweisen, die Schnelligkeit und die Verbreitung – sie ist eine Chance, auch wenn noch nicht alle Fragen gelöst sind. Wir haben den Eindruck, dass die Unternehmen die Digitalisierung innovativ annehmen und kreativ neue Wege gestalten.

Ist die Vielzahl der „atypischen“ Beschäftigungsverhältnisse in den kreativen Branchen ein Problem?
Als IHK sind wir vor allem daran interessiert, dass auch in den Kultur- und Kreativwirtschaftsbranchen die duale Ausbildung wahrgenommen wird. Wir bieten eine Reihe von Ausbildungsberufen an und werben immer wieder um Ausbildungsplätze.

Welche Perspektiven sehen Sie für die Kölner Region?
In der Region Köln ist eine Dynamik der Kultur- und Kreativwirtschaft wie nirgendwo anders vorhanden. Hier wird Unternehmen ein gut funktionierender Markt und eine offene Stadtgesellschaft geboten. In Zukunft wollen wir die Unternehmen der anderen Branchen noch besser mit den Kreativen der Region vernetzen. Hilfreich wäre noch eine Zwischennutzungsagentur für preiswerte Räume – daran hapert es zurzeit. Aber auch da gibt es erste Ideen und Gespräche.

INTERVIEW: WOLFGANG HIPPE

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