Eine Live-Show im iranischen Fernsehen: Die wegen Mordes zum Tode verurteilte Maryam sitzt der Tochter des Opfers gegenüber und darf auf deren Vergebung und die Begnadigung hoffen. Das Konzept der Sendung orientiert sich an einem realen iranischen Fernsehformat, das die ohnehin schon fragwürdige RTL-Show „Verzeih mir“ ad absurdum führt. „Die Freude der Vergebung“ tauft Regisseur Massoud Bakshi seine TV-Show ironisch. Das war es aber auch schon mit Humor: Bakshi erzählt in „Yalda“ (Filmforum, Odeon) eine spitze Metapher auf gesellschaftliche, mediale und politische Strukturen im Iran. Durch minimale Änderungen hätte das als zynische Satire durchgehen können. Doch statt die Realität noch weiter ins Absurde zu entrücken, verdichtet Bakshi die Absurdität der Realität zum bitteren Kammerspiel. Großartig.
Regisseur Massoud Bakshi ist am Freitag, 28.8. um 19 Uhr live zu Gast im Filmforum.
Seinen Namen erfahren wir nicht, er selbst nennt sich: der Protagonist (John David Washington). Sein Auftrag: die Rettung der Menschheit. Seine Verbündeten: Neil (Robert Pattinson), der ihn tatkräftig unterstützt, dessen Motivation aber seltsam im Unklaren bleibt, und die attraktive Kat (Elizabeth Debicki), die erpresst wird von ihrem Gatten Andrei Sator (Kenneth Brannagh), der sich schon bald als skrupelloser Antagonist entpuppt. In seinem ersten Agententhriller „Tenet“ (Autokino Porz, Cinedom, Cinenova, Cineplex, Residenz, Rex am Ring, OmU im Cinenova, in den Lichtspielen Kalk, im Odeon, OFF Broadway, Residenz und Rex am Ring, OV im Cinedom, Cineplex und Rex am Ring) schickt Christopher Nolan seinen Protagonisten ausufernd spektakulär von Mission zu Mission. Aber das reicht dem Regisseur natürlich nicht. Der Mann hat eine Handschrift, er hat eine Vision – für jeden seiner Filme. Vertrackter als je zuvor, konfrontiert Nolan seine Spielfiguren diesmal mit einer Erfindung aus der Zukunft, die es ermöglicht, die Chronologie der Dinge umzukehren. Dabei schießen dem Protagonisten invertierte Pistolenkugeln entgegen und er stürzt durch temporäre Zangenbewegungen. Wie gewohnt, wartet Nolan nicht nur mit einer besonderen Idee auf, nein, er spielt die Idee gekonnt aus. Noch ein Meisterwerk!
Außerdem neu in den Kinos: Diao Yinans Neo-Noir-Gangsterdrama „Der See der wilden Gänse“ (OmU in der Filmpalette), Ryan Whites Dokumentation „Fragen Sie Dr. Ruth“ (OmU im Rex am Ring und Weisshaus), Julia Kaesdorfs Kuba-Doku „Experiment Sozialismus“ (OmU im Cinenova) und Leon Dings Kinderabenteuer „Die Boonies - Eine bärenstarke Zeitreise“ (Cinedom, Cineplex, Rex am Ring).
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