Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
16 17 18 19 20 21 22
23 24 25 26 27 28 29

12.581 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Foto: Presse

Mäzene bitte melden!

26. Oktober 2017

Düsseldorf saniert sein Schauspielhaus mit Spenden – Theater in NRW 11/17

Mäzene sind ein Segen. Sie schmücken mit ihrem Goldlametta den dürren Baum der Kommunalfinanzen. Insofern scheint die Düsseldorfer Spendenkampagne „Schauspielhaus 2020“ auf den ersten Blick ein Paradebeispiel bürgerschaftlichen Engagements zu sein. Bürger sollen sich an der Sanierung des Schauspielhauses finanziell beteiligen. Doch mit dem Aufruf trägt vor allem die Politik von Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) Früchte. Der hatte im vergangenen Jahr das denkmalgeschützte Schauspielhaus zur Disposition gestellt und einen Neubau an anderer Stelle ins Spiel gebracht. Weil der Schuss nach hinten losging, brachten die SPD und die Grünen später Bürgeranleihen ins Spiel, um so die Sanierung mitzufinanzieren. Dies war der Versuch einer klientelistischen Kulturpolitik nach dem Motto: Wem am Schauspielhaus etwas liegt, soll gefälligst Geld zur Sanierung beisteuern. Die neue Spendenkampagne ist die Fortsetzung dieser Politik mit anderen Mitteln und sie scheint offenbar zu verfangen.

Und diese hemdsärmelige Willkür und SPD-Hochkulturfeindschaft, die gern soziale gegen kulturelle Zwecke ausspielt, setzt sich im Spendenaufruf auf der Homepage des Schauspielhauses fort. Wörtlich heißt es da: „Im Zentrum der Maßnahmen, für die wir Sie um eine große oder kleine Spende bitten, stehen die Bereiche, die für das Publikum wichtig sind, ja die dem Publikum gehören. Die öffentlichen Bereiche!“ Muss man wirklich betonen, dass das Düsseldorfer Schauspielhaus durch Steuergelder der Bürger finanziert wird und ihnen somit das ganze Haus „gehört“ und nicht nur die Konsumbereiche. Dass dem Bürger vielleicht auch nicht nur die Foyers „wichtig“ sein könnten, sondern auch die Bühne und das, was darauf passiert.

Da das Schauspielhaus von Stadt und Land gemeinsam getragen wird, entfällt auf die Kommune sowieso nur die Neugestaltung von Dach und Fassade, die Innenausstattung übernimmt die Landesregierung. In Köln würde man sich angesichts explodierender Sanierungskosten über solche Peanuts freuen. Nicht in der Landeshauptstadt, hier sollen die Bürger noch ein zweites Mal ran. Die Versäumnisse bei der Instandhaltung des Gebäudes, die die Verwaltung zu verantworten hat, werden nun einer Privatinitiative überantwortet. Sollte das Düsseldorfer Beispiel Schule machen, könnten immer mehr Bereiche städtischer Kulturpolitik von mäzenatischem Gutdünken abhängig werden. Brauchen Stadtbibliotheken neue Computer? Sollen doch die Leser dafür sorgen! Für die Museen wären dann Kunstinteressierte zuständig, für Konzertsäle die Freunde der Musik. Und aus der freiwilligen Spende würde allmählich eine begründete Erwartung und schließlich ein fester Posten im Haushalt des Kämmerers. Die Stadt Düsseldorf wäre gut beraten, wenn sie die Grundaufgaben ihrer Kulturpolitik in Eigenregie erledigen würde und sich nicht immer stärker in die Abhängigkeit mäzenatischen Entgegenkommens begeben würde.

HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Mufasa: Der König der Löwen

Lesen Sie dazu auch:

Offen und ambitioniert
Andreas Karlaganis wird neuer Generalintendant in Düsseldorf – Theater in NRW 12/24

Die Macht, ihr Preis und die Tradition
Düsseldorfer Schauspielhaus feiert 50-jähriges Bestehen – Theater in NRW 01/20

Schlachtfeld der Phantasie
„Hamlet“ am Düsseldorfer Schauspielhaus – Theater 03/19

Keiner will einen blassen Argonauten
Roger Vontobel inszeniert in Düsseldorf „Medea“ – Theater am Rhein 04/17

Friendly Fire
Düsseldorf kauft Rechte am Schauspielhaus – Theater in NRW 03/17

Fahrlässiger Katastrophenalarm
Streit ums Düsseldorfer Schauspielhaus – Theater in NRW 12/16

Christus in der Petersburger Gesellschaft
Matthias Hartmann mit „Der Idiot“ in Düsseldorf – Theater am Rhein 11/16

Mythos und Spektakel
Neustart am Düsseldorfer Schauspielhaus – Prolog 07/16

Die böse Schein-Heiligkeit
Thomas Schulte-Michels inszeniert „Mephisto“ in Düsseldorf – Theater am Rhein 11/15

Mit Pauken und Presslufthämmern
Sanierungs-Chaos an den Düsseldorfer Bühnen – Theater in NRW 10/15

Partizipation und Abwehrzauber
Theater als sozialaktivistischer Treibriemen – Theater in NRW 12/14

Mal top mal Flop
Sensationelle Varieté-Stars und ausbaufähiger Musical-Nachwuchs – Musical in NRW 10/14

Theater.

HINWEIS