Der französische Zeichner Christophe Blain hat sich für seinen Öko-Sachcomic „Welt ohne Ende“ mit dem in Frankreich populären Energie- und Klimaexperten Jean-Marc Jancovici zusammengetan. Mit Hilfe seiner anschaulichen Beispiele illustriert Blain den Energieerhaltungssatz, die Entwicklung des technischen Fortschritts, die damit einhergehende Nutzung einzelner Energiequellen – von den erneuerbaren zu den fossilen und zurück – und andere wissenschaftliche Hintergründe. Man staunt und wird ernüchtert, denn Jancovici kommt zu dem Ergebnis, dass Mehrwegbecher, weniger Autofahren, Recycling oder auch Bionahrung nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sind und keineswegs die Lösung für die Klimakatastrophe. Anders als hierzulande ist in Frankreich aber die Atomkraft eine respektable Lösung – auch für Jancovici. Das erstaunt und liest sich aus hiesiger Perspektive recht ungewöhnlich (Reprodukt).
Das Klischee einer Japanischen Gesellschaft zwischen Restriktion und Explosion hat – das zeigt sich immer wieder – seine Berechtigung. Auch Suehiro Maruo liefert gewalttätige Bilder des Ausbruchs aus dieser streng genormten Gesellschaft. Im ersten Teil seines Mangas „Der lachende Vampir“ bricht es aber so dermaßen aus, dass der dicke Band nur so vor blutsaugenden Dämonen, sexuell pervertierten Schülern und Schülerinnen, mordenden Sonderlingen, Blut und anderen Körperflüssigkeiten überquillt. Die Vermischung von traditionellen Fantasiegestalten, Gesellschaftsbeobachtung und Bildern expliziter Sexualität und Gewalt lässt den durchschnittlichen, westeuropäischen Comicleser mit großen, verängstigt-fragenden Augen zurück. Ein überaus interessanter Zustand, den auch sein zeitgleich auf Deutsch erscheinender Manga „Midori – Das Kamelienmädchen“ – eine poetische wie monströse Mischung aus Fellinis „La Strada“ und Tod Brownings „Freaks“ – auszulösen vermag. Der zweite Teil von „Der lachende Vampir“ soll ebenfalls folgen (Reprodukt).
Nach Buch, Hörspiel und Film kommen nun die „Die Känguru-Comics“. Das mit dem Film hat nicht so gut funktioniert – ein vermeintlich echtes, sprechendes Känguru erinnert vielleicht zu sehr an den Charme einer Trigema-Werbung. Ein Comic ist für das Szenario von Marc-Uwe Kling deutlich besser geeignet und die Zeichnungen von Bernd Kissel für die zuerst auf Zeit-Online erschienenen Strips – hier auf gut 200 Seiten versammelt – finden den richtigen Ton für den trockenen Humor zwischen Autor und Känguru (Carlsen).
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