choices: Frau Lühn, was war der größte Kölner Skandal nach 1950 aus Ihrer Sicht?
Linn Lühn: Ich kann nur auf sechs, statt gleich auf 60 Jahre zurückblicken. Es ist sicherlich ein Skandal, dass die Stadt bis heute nicht begriffen hat, welches kulturelle Potenzial sie (noch) hat und dass dies Unterstützung, Pflege und vor allem Respekt verdient.
Ist die zunehmende Häufung der Skandale typisch für Köln?
Die Außenwirkung Kölns hat in den letzten Jahren sehr gelitten, vor allem im Bereich der Bildenden Kunst. Das Stigma des zufriedenen, vor sich hin klüngelnden Kölners wird immer wieder aufs Neue bedient. Ein solches Laissez-Faire kann sich die Stadt schon lange nicht mehr leisten.
Sehen Sie Möglichkeiten, wie Köln seriöser werden kann?
Die Voraussetzung ist, dass endlich politische Verantwortung übernommen wird – mit allen Konsequenzen. Im kulturellen Bereich hat die Stadt über Jahre Hinweise und konstruktive Vorschläge ignoriert. Was man zuvor vielleicht noch mit Desinteresse beschreiben konnte, hat nun mit dem Einsturz des Historischen Archivs zu einer unermesslichen Katastrophe geführt. Es wird ein langer Weg zur Einsicht. Um die verkrusteten Strukturen aufzulösen und neu zu justieren, bedarf es vor allem der Bereitschaft zum Dialog. Wir sind dazu gern bereit.
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