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Nena Sorzano
Foto: Ana Lukenda

Das Universum rockt

03. Dezember 2021

Richard Siegal erkundet die Bewegungsmuster der Menschen – Tanz in NRW 12/21

Auf den Namen seiner Kompanie Ballet of Difference wurde Richard Siegal in der Vergangenheit nur zu gerne von Medienvertretern angesprochen. Siegal hat dann oftmals müde abgewinkt. Was bedeutet es einem Künstler, der sein Leben in der Welt des Tanzes zugebracht hat, schon, dass Menschen über eine unterschiedliche Herkunft und ein unterschiedliches Wesen verfügen? In seinem Ensemble, das sein Zuhause im Münchner Muffatwerk und seit gut zwei Jahren auch im Carlswerk des Schauspiels Köln hat, agieren Tänzerinnen und Tänzer aus Portugal, Brasilien, Australien, Uruguay, China oder den USA. Und doch spielt das Anderssein in Siegals choreographischer Arbeit eine grundlegende Rolle. Das demonstriert die neue Produktion „Made Two Walking / Made All Walking“ noch einmal deutlich.

So entwickelte der Amerikaner schon vor vielen Jahren seine „If-then-Methode“, die Bewegung als logische Gleichung im Sinne von Wissenschaft und Technik versteht. Wenn jedoch jeder die gleiche Bewegung macht, fällt umso mehr auf, wie unterschiedlich Menschen sind. Davon erzählt auch die Zusammensetzung des Ensembles, das Modern Dance und Klassischen Tanz gleichermaßen auf hohem Niveau beherrscht. Bei Siegal gibt es nicht die Homogenität einer Ballett-Truppe. Man sieht in jedem Moment, dass mit Jemina Rose Dean, Nena Sorzano oder Mason Manning Persönlichkeiten auf der Bühne stehen, die nichts Uniformes ausstrahlen. Jeder Mensch bewegt sich anders – und Körper übersetzen Rhythmusmuster unterschiedlich. Das hat auch physiologische Gründe, das Herz schlägt nie gleich, und der Atem besitzt unterschiedliche Tiefe. Zugleich sind wir Menschen eingebunden in die Rhythmen von Jahreszeiten und von Tag und Nacht. So rockt letztlich auch das Universum mit.

Zu Richard Siegals künstlerischem Werdegang gehört eine intensive Beziehung zu Musikern und Tanzschafenden aus Westafrika. Mit dem aus Kamerun stammenden Percussionisten Njamy Sitson erhält die Produktion jene Energie, die auch das Publikum in Bewegung versetzen soll. Dabei beginnen definierte Identitäten durchlässig zu werden für das ängstlich-vermiedene Fremde. Ein anspruchsvolles Projekt, mit dem sich Richard Siegal als Leiter des ortsansässigen Ensembles gegen die gewichtige Konkurrenz der Gastspiele behaupten will.

Made Two Walking / Made All Walking | 10.(P), 12., 28., 29.12. 20 Uhr, 11.12. 18 Uhr | Schauspiel Köln, Depot 2 | 0221 22 12 84 00

Thomas Linden

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