Preisverleihungen wie die Golden Globes oder die Academy Awards, im Volksmund Oscars genannt, lassen zum Jahresanfang die vergangenen Kino-Monate Revue passieren. Die Globes wurden bereits im Januar verliehen und galten bislang immer als Barometer für die Oscars. Anders ausgedrückt: Wer bei den Globes gut abschnitt, konnte sich der Aufmerksamkeit der Oscar-Jury sicher sein. Das scheint nicht mehr ganz so gut zu funktionieren wie in der Vergangenheit. Martin McDonaghs irisches Kleinkrieg-Drama „The Banshees of Inisherin“ mit acht Nominierungen und zwei Globes ging bei den Oscars leer aus. Steven Spielberg war bei den Globes mit seiner autobiografischen Coming of Age-Geschichte mit fünf Nominierungen und zwei Globes ganz oben… und ging bei den Oscars leer aus. Damien Chazelles Hommage an die frühen Jahre Hollywoods – „Babylon“ – war mit fünf Nominierungen und einem Globe ganz oben ... und ging bei den Oscars leer aus. Baz Luhrmanns „Elvis“-Biopic war mit drei Nominierungen und einem Globe weit oben, ging dann aber bei den Oscars leer aus. „Tar“ von Todd Field war mit drei Nominierungen und einem Globe weit oben … und ging bei den Oscars ... leer aus. Einzig bei dem Science Fiction-Irrsinn „Everything Everywhere All at Once“ von The Daniels ging die Rechnung auf: Das schwindelerregende Multiversum-Spektakel erhielt nach elf Nominierungen sagenhafte sieben Oscars. Und „Im Westen nichts Neues“ von Edward Berger – bei den Globes nur einmal nominiert – erhielt bei den Academy Awards neun Nominierungen und immerhin vier Oscars – so viele wie kein deutscher Film zuvor.
Zwischen Globes und Oscars werden im Februar noch die British Academy Film Awards (BAFTA) verliehen (das englische Pendant zum Oscar, während zeitgleich das französische Pendant – die Césars – in der Regel nur französische Filme auszeichnet). Da hat der nicht nur ruhigere, sondern auch bessere Antikriegsfilm „The Banshees of Inisherin“ mit 10 Nominierungen und vier Preisen wesentlich besser abgeschnitten. Heimvorteil? „Im Westen nichts Neues“ war mit 14 Nominierungen und 7 Preisen noch erfolgreicher. Ganz im Gegensatz zum Oscar-Gewinner „Everything Everywhere All at Once“, der zehn Nominierungen, aber nur einen einzigen Preis erhielt. Ein ganz schönes Durcheinander! Über die Qualität der Filme sagen die Preise zudem nur bedingt etwas aus. Nicht nur die ungewöhnliche Forcierung auf ganz wenige Filme, die dann ganz viele Preise gewinnen, lässt erahnen, dass die Filmauswahl sicher nicht repräsentativ ist für all die Filme, die jeden Monat in den Kinos zu sehen sind. Etwas Aufmerksamskeitsausgleich schaffen die Filmfestivals. Ebenfalls im Februar wurden die Bären auf der Berlinale verliehen. Auch hier kann man über die Preisvergabe streiten. Da spielen Ideologien, Gerechtigkeitssinn und natürlich subjektive Vorlieben eine Rolle. Zumindest im Fall des Gewinners des Silbernen Bären für den großen Preis der Jury – „Roter Himmel“ von Christian Petzold – gab es Einigkeit unter den Kritiker:innen. Bei den deutschen Oscars, dem Deutschen Filmpreis, der im Mai verliehen wird, ist unser Film des Monats im April wie auch drei weitere deutsche Wettbewerbsfilme der Berlinale aber nicht einmal nominiert ...
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