Dienstag, 10. Dezember: Es kommt ja nicht alle Tage vor, dass ein großer internationaler Film mit Starbesetzung seine Deutschland-Premiere in der Domstadt Köln feiert. Bei Jim Jarmuschs neuem Werk „Only Lovers Left Alive“ dürfte die Entscheidung hierfür allerdings nicht schwer gefallen sein. Die Pandora-Filmproduktion, die zusammen mit der Film- und Medienstiftung NRW einen Großteil des Budgets des Films stemmte, hat ihren Sitz in Köln. Und etliche Drehtage des 2012 realisierten Vampirfilms mit Tilda Swinton und Tom Hiddleston entstanden damals in den Kölner MMC-Studios. Hiddleston sollte ursprünglich ebenfalls zur Premiere ins Ehrenfelder cinenova-Kino kommen, musste dann aber aufgrund von Terminüberschneidungen kurzfristig absagen. Aber allein die Anwesenheit von Jim Jarmusch, der mit seinen kleinen Undergroundfilmen „Stranger Than Paradise“ und „Down By Law“ zu einer Independentikone avanciert ist, lockte die Besucher in Scharen ins Kino, dessen Säle zur Projektion dann aus allen Nähten platzten.
Unter den zahlreichen Gästen befanden sich auch die „Switch Reloaded“-Komiker Peter Nottmeier und Petra Nadolny. Letztere merkte auf dem Roten Teppich an, dass sie bislang kaum Vampirfilme kenne und natürlich wegen Jim Jarmusch hier sei. Ihr Lieblingsfilm des Regisseurs wäre „Coffee and Cigarettes“, jener „wirklich sehr bekannte und sehr atmosphärische Film von ihm“. Für den BAP-Frontmann Wolfgang Niedeken gibt es direkt einige Lieblingsfilme von Jarmusch. Er offenbarte beim Sektempfang im Foyer des Kinos, dass er zusammen mit seinem Sohn Robin am 11. September 2001 Jarmuschs „Year of the Horse“ im Kino gesehen habe – das sie aufgrund der aktuellen und mittlerweile historischen Vorkommnisse an diesem Tag wohl ganz für sich alleine hatten. Robin war nun auch als Begleitung seines Vaters bei der Premiere von „Only Lovers Left Alive“ mit dabei. Für das Kölner Urgestein ist die Tatsache der Erstaufführung des Films in seiner Heimatstadt eine außergewöhnliche und lobenswerte Erfahrung. „Ich finde das großartig! Als die Nachricht kam, dass ich bei der Premiere dabei sein darf, habe ich mich weggefreut. Es kommen ja einige Einladungen bei mir an, aber nicht über alle freue ich mich. Über diese habe ich mich sehr gefreut!“ Jim Jarmusch selbst zeigte sich vor dem Film im Foyer äußerst wortkarg und stand nur einigen wenigen Journalisten für Fragen zur Verfügung. Gleichwohl posierte er vor der Fotowand mit einigen der deutschen Koproduzenten, mit Film- und Medienstiftung-NRW-Geschäftsführerin Petra Müller oder der Kölner Bürgermeisterin Angela Spizig und schrieb für seine Fans das eine oder andere Autogramm.
Reinhard Brundig, Mitbegründer der Kölner Pandora Film, erläuterte vor dem Screening im Kino, dass er bereits vor mehr als sieben Jahren ein erstes Treatment der Geschichte in einem New Yorker Hotel zu lesen bekam. Die Finanzierung gestaltete sich dann allerdings als überaus schwierig: „Dumme weißer Männer haben ein kurzes Gedächtnis und denken nur an das finanzielle Abschneiden des letzten Films eines Regisseurs zurück. Aber für die Realisierung haben wir schließlich einige clevere weiße Männer in Europa und besonders ein paar clevere weiße Frauen in Düsseldorf gefunden, die an das Projekt glaubten. Vielen Dank an die Filmstiftung!“ Bei seinem kurzen Auftritt auf der cinenova-Bühne blieb Jim Jarmusch selbst dann auch wieder ein Meister weniger Worte: „Ich bin wirklich sehr dankbar, dass es ermöglicht wurde, dass dieser Film gedreht wird. Ich danke allen Menschen hier in Köln, die uns dabei so immens unterstützt haben, das bedeutet mir wirklich sehr viel! Unsere Crew in Deutschland war fantastisch, und es war eine große Ehre für mich, so viele talentierte Menschen kennenzulernen und mit ihnen zu arbeiten.“ Im Anschluss an die Filmvorführung luden die Veranstalter dann noch ins fußläufig gelegene Herbrands ein, wo mit Jozef van Wissem, White Hills, Zola Jesus, Yasmine Hamdan und Sqürl einige der Musiker ein Konzert gaben, die am Soundtrack von „Only Lovers Left Alive“ beteiligt waren.
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