Das Handy, die „Nabelschnur zur Welt“ wird ausgeschaltet. Wer keins dabei hat, bekommt eins ausgeliehen. Von Katalyn Bohn, die mit ihrem Programm „Sein oder online“ am 3. Juni im Atelier Theater gastiert. Aber was heißt schon gastiert? Die Schauspielerin feiert in dem schnuckeligen Keller Premiere – und zeigt den Zuschauern unmissverständlich, wo das Smartphone der Zukunft hängt: in den Wolken einfallsreicher Produktdesigner, dort, wo das Leben noch um einiges effizienter geworden ist, wo alle Kinder mündige Wesen sind und es Würste zu kaufen gibt, die nach Nutella schmecken.
Es geht um alle wesentlichen Fragen, die sich der gemeine Mitteleuropäer stellt und nicht beantworten kann: Wer erzieht wen? Wieso immer ich und warum reimt sich PCO auf froh? Dass die Protagonistin eine Ausbildung als Pantomimin absolviert hat, macht sich nicht zuletzt bei ihrer stupenden Fähigkeit der Tierimitationen bemerkbar: ob Chamäleon oder Raupe, Känguru oder Kugelfisch – Bohn kann sie alle. Und verrät überdies, wie man sich vor Katzenvideos schützen kann. Alles in allem, ein perfektes Seminar zur Optimierung der Lebenszeit.
Was auch für die Voraufführungen von Stefan Waghubinger am 9. und 10. an gleicher Stelle gilt: „Jetzt hätten die guten Tage kommen können“ heißt das brandneue Programm des aus Österreich eingewanderten Kabarettisten, der sich seit Jahr und Tag in Süddeutschland den Kopf über so intelligente wie hinterfotzige Texte zerbricht. Bislang immer mit Erfolg.
Seit 2017 ist das Atelier Theater „20 Jahre in freundlicher weiblicher Hand“, geschüttelt von Hausherrin Rosa K. Wirtz, die eine feine Nase für komödiantischen Nachwuchs besitzt. Zu den Jubiläumsfeierlichkeiten gehört am 23. unter anderem „Komm ganz nah“, ein neues Programm der Kabarettistin Sia Korthaus und der Musikerin Ariane Baumgartner, mit dem sich Korthaus einen lang gehegten Wunsch erfüllt: endlich eine eigene CD mit selbst gesungenen Liedern. Und zwar auf Basis ihrer persönlichen Erfahrung, wie sie im Gespräch betont.
„Ich öffne dir all meine Türen/Die Verletzlichkeit nehm’ ich in Kauf“, heißt es in dem Titelsong, der von einer großen Liebe erzählt, die sich schutzlos preisgibt. Daneben ist eine witzige Hommage an „Bier“ und „einen dieser Tage“ zu hören, „wo alles nur gelingt“. Sie werde bald 50 Jahre alt, da komme im Laufe der Zeit einiges an Erfahrung zusammen, gibt Korthaus zu bedenken und legt mit „Halt die Klappe“ noch einen drauf.
Von geradezu weiser Sicht auf das Leben zeugt „Nimm’ sie wie sie ist“, sie ist in diesem Fall ein Schmetterling auf erstem freiem Flug, also ein vogelfreies Tierchen. Korthaus hat schon den einen und anderen Jungfernflug hinter sich gebracht, ziemlich unangenehme Abstürze inklusive. Man muss sich also keine Sorgen um sie machen. Das besorgt sie schon selbst – aber erst morgen. Wann und wo wird sich herausstellen, verspricht hoch und heilig die Ihnen stets ergebene
Katalyn Bohn | Sa 3.6. 20.30 Uhr | Atelier Theater | 0221 24 24 85
Stefan Waghubinger | Fr 9.6. & Sa 10.6. 20.30 Uhr | Atelier Theater | 0221 24 24 85
Sia Korthaus und Ariane Baumgartner | Fr 23.6. 20.30 Uhr | Atelier Theater | 0221 24 24 85
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