Ein gemütlicher Dreivierteltakt suggeriert Normalität. Brigitte und ihr jüngerer Freund Moussa stehen in einer kreisrunden Wandöffnung. Vereint, vertraut, seit Jahren. Irgendwo in einem europäischen Land. Doch der Schein trügt. In streng nach vorne gesprochenen Monologenumschreiben sie ihre Beziehung, und das klingt nicht gut. Von einem Albtraum ist die Rede, von der identitären Rückversicherung, wer man eigentlich sei. Denn zwischen den beiden taucht plötzlich wie ein Spaltpilz ein dunkler Schattenriss auf: Moussas Schwester Fatou. Anders als ihr erfolgreicher Bruder besitzt sie keine unbegrenzte Aufenthaltsgenehmigung. Die Geschwister mit den ungleichen Namen beschließen, zum Schein zu heiraten. Und so schießen am Tag vor der Hochzeit die Zweifel bei allen Beteiligten ins Kraut.
„Ombres d’espoir“ („Schatten der Hoffnung“) von Wilfried N’Sondé ist ein Stück über Entfremdung, Misstrauen, Selbstverständigung, Heimat und Fremde, das Regisseur Dani Kouyaté mit klaren Bildern bewegend in Szene gesetzt hat. Zugleich ist der Abend aber auch ein Beweis des Vertrauens: Es ist die erste Koproduktion zwischen dem Kölner Theater im Bauturm und der burkinischen Compagnie Falinga – und das Herzstück des Festivals africologne. 2011 wurde dieses biennale Treffen afrikanischer und deutscher Künstler ins Leben gerufen. Doch obwohl africologne noch ein zartes Festivalpflänzchen ist, wurde das Programm für die zweite Ausgabe bereits kräftig ausgebaut. „Wir wollten uns in Richtung Tanz erweitern“, sagt Co-Kuratorin und Dramaturgin Kerstin Ortmeier. Und so sind mit „Times and Spaces: The Marrabenta Solos“ von Panaibra Gabriel Kanda aus Mosambik sowie Salia Sanous Choreographie „Au-delà des frontieres“ („Jenseits der Grenzen“) gleich zwei Tanzproduktionen dabei. Außerdem wird dazu erstmals ein kleines Filmprogramm, unter anderem mit Werken von Dani Kouyaté, präsentiert.
Im Zentrum steht allerdings das Schauspiel. Neun Aufführungen aus Burkina Faso, Mosambik, Mali, Kamerun und dem Kongo werden in Köln zu sehen sein. Man habe bewusst auf ein Motto verzichtet, so Kerstin Ortmeier. Ziel sei es, eine ästhetische Bandbreite des afrikanischen Theaters zu präsentieren, deren gemeinsamer Nenner in den gesellschaftspolitisch relevanten Themen liegt. So beschäftigen sich der Autor Dieudonné Niangouna und der Regisseur Jean Hamado Tiemtoré in „M’appelle Mohamed Ali/Rufname: Mohamed Ali“ zwar mit der Boxlegende, doch stellen sie auch Fragen nach dem Lebenskampf, den Niederlagen und dem Widerstand. Die Hauptrolle spielt Etienne Minoungou, eine der zentralen Figuren des experimentellen afrikanischen Theaters und Leiter von Récréâtrales. Das wichtigste Theaterfestival des Kontinents lädt alle zwei Jahre Gruppen aus ganz Afrika in die burkinische Hauptstadt Ouagadougou ein, um dort zu produzieren und künstlerischen Austausch zu pflegen. Récréâtrales ist der Partner von africologne und zugleich der wichtigste Knoten im Koproduktions- und Kooperationsnetz, das die Kuratoren Kerstin Ortmeier und Gerhard Haag geknüpft haben.
„Africologne – Festival des afrikanischen Theaters 2013“|Theater im Bauturm, Köln|12.-22.6.| www.theater-im-bauturm.de
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