„Mich interessieren Menschen, die nicht die eng begrenzten Erwartungen und Vorstellungen der Gesellschaft erfüllen“, sagte die Schriftstellerin Yvonne Adhiambo Owuor kürzlich in einem Podcast des Dumont-Verlags zu ihrem Roman „Das Meer der Libellen“. Nun wird die große kenianische Schriftstellerin in Köln zu Gast sein. Yvonne Adhiambo Owuor eröffnet nicht nur das Festival African Futures mit einer Key Note, sondern wird auch zu einer Lesung in die Theodor Wonja Michael Bibliothek (TWMB) kommen.
African Futures ist ein Veranstaltungs-Koloss, für den die Universität Köln und die Stadt Köln verantwortlich zeichnen. Um die European Conference on African Studies mit allein 250 Panels und Vorträgen rankt sich ein umfangreiches Programm afrikanischer Communities, dazu das Theaterfestival africologne sowie das Musikfestival Oluzayo. Verantwortlich für die Organisation des Community-Programms ist Glenda Obermuller, Pädagogin, Aktivistin, Netzwerkerin und Gründerin der TWMB, NRWs einziger Bibliothek für Schwarze Literatur. „Es sind über sechzig sowohl kulturelle, als auch gesellschaftspolitische Vorschläge für das Community-Programm eingegangen, die wir alle versuchen umzusetzen“, erzählt sie. So wird die bereits erwähnte Autorin Yvonne Adhiambo Owuor aus ihrem Text „Story, Desire, Belonging, Future: Towards Pluri-Africanism?“ in der TWMB lesen. In der TWMB wird es auch ein spezielles Empowerment-Programm für Kinder und Jugendliche geben. Einen weiteren Schwerpunkt bilden Kunstprojekte: Im Rautenstrauch-Joest-Museum wird eine Ausstellung des Künstlers William Adjété Wilson zu sehen sein, der mit „L‘ocean noir“ eine von Sklaverei, Imperialismus und Flucht geprägte Geschichte des Meeres erzählt. Die in Essen lebenden Künstlerin Lysania wiederum zeigt ihre Performance „Weggefährtin/Die Dekolonisierung des Denkens“, die sich auf den legendären Text „Decolonizing the mind“ des kenianischen AutorsNgugi wa Thiong‘o bezieht. Daneben wird es aber auch Filme, Podiumsdiskussionen, Workshops und Sprachkurse geben.
Einen weiteren Baustein des African Futures-Programms bildet das Musikfestival Oluzayo, das zeitgenössische experimentelle afrikanische Musik vorstellt. „Wir haben ein vielschichtiges Programm zusammengestellt“, erzählt Co-Kurator Thomas Gläßer und spannt den Bogen im Gespräch von afrikanischer Orchestermusik bis zu experimenteller Popmusik. So knüpft der Songwriter Sibusile Xaba an die Tradition der südafrikanischen Maskandi-Musik an, fügt ihr aber, so Thomas Gläßer, mit seinem Kopfstimmen-Gesang ein entscheidendes Element hinzu. Es wird aber auch ein Konzert des berühmten Ensemble Modern geben, das die Uraufführung des Stücks „Seperewa Kasa“ des jungen ghanaischen Komponisten Gabriel Abedi spielt – die Seperewa ist ein ghanaisches Instrument zwischen Harfe und Laute. Die Komponistin Yang Song wiederum habe sich für ihr Orchester-Stück „Heteronomic Patterns“, erzählt Thomas Gläßer, von südafrikanischem Obertongesang anregen lassen. Die Chance für ein neues Bild Afrikas wie der afropäischen Diaspora ist da – jetzt gilt es, sie zu nutzen.
African Futures Cologne 2023 | 30.5. - 11.6. | div. Orte in Köln | african-futures.koeln
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