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Foto: Melane Nkounkolo

„Ich sehe mich als Bindeglied zwischen den Generationen“

17. Mai 2023

Melane Nkounkolo über ihre Arbeit als Aktivistin und Künstlerin – Bühne 05/23

„Ich liebe meinen Migrationsvordergrund.“ Melane Nkounkolo ist bekannt als Teil von Three Fall & Melane und Back-Singerin von Gentleman und Jan Böhmermann. Derzeit arbeitet die Aktivistin, Sängerin und Afrikawissenschaftlerin an ihrem ersten Studioalbum „Mirrors and Windows“ und als Social Media Managerin für die Konferenz African Futures Cologne. Auf ihrer Plattform @beautifulcolours_ diskutierte sie zuletzt Colorism, eine weißzentrische Ästhetik, die Schwarze Körper als Abweichung zur weißen Norm definiert.

Melane, du kämpfst als Künstlerin einerseits für eine bessere Sichtbarkeit von Menschen mit afrikanischen Wurzeln, andererseits aber auch für mehr Gleichberechtigung. Hast du besondere Ansatzpunkte?

Für die bessere Sichtbarkeit von Menschen mit afrikanischen Wurzeln und aus der Afrika-Diaspora und auch die Gleichberechtigung sind unterschiedliche Ansatzpunkte sehr wichtig. Ich frage mich als Mensch mit Migrationsvordergrund, der in dieser Gesellschaft lebt, immer: Wen möchte ich überhaupt erreichen? Wenn ich vor allem für Empowerment arbeite und Schwarze Menschen erreichen will, dann ist es mir natürlich wichtig, dass Schwarze Menschen und Darkskin-Menschen die Inhalte sehen. Andererseits sollen auch andere Menschen und die Gesellschaft einen Mehrwert davon haben. Mir ist dabei wichtig: Welche Sprache benutze ich? Ich sehe mich da als Bindeglied zwischen unterschiedlichen Generationen. Einerseits ist da die Generation meiner Eltern, die mit der akademischen deutschen Sprache nichts anzufangen weiß. Andererseits gibt es die junge Generation, die nie in einem afrikanischen Land, wo die Eltern aufgewachsen sind, gewesen ist. Ich versuche allumfassend, jeden zu erreichen. Ich versuche, eine Sprache zu benutzen, die ich mit Menschen so auch sprechen würde. Ich möchte Menschen aus einer Normalität heraus erreichen, ohne akademisch zu klingen oder etwas auf dem Papier beweisen zu müssen.

Was für Erfahrungen machst du auf deiner Plattform Beautiful Colours (@beautifulcolours_), die knapp 24.000 Follower hat? Du zeigst dort ja nicht nur Statements, sondern arbeitest auch mit Erklärungen, Zitaten und Komik.

Insbesondere in den letzten Wochen, seit ich über das Thema Colorism spreche, und in den letzten zwei Jahren, seit dem Mord an George Floyd, besuchen meine Plattform immer mehr weiße Menschen, die offensichtlich zum ersten Mal mit den Themen Polizeigewalt und Rassismus in Berührung gekommen sind. Die größere Reichweite bewirkt auch, dass weiße Menschen auf die Seite stoßen, die die Inhalte gar nicht feiern oder die Arbeit für Anti-Rassismus sogar negieren. Einige Dialoge oder Diskussionen werden von einer bestimmten Menschengruppe infiltriert oder unterwandert, Stichwort: Wokeness, um bestimmte Diskussionen ins Lächerliche zu ziehen oder ihnen und damit auch vielen Schwarzen Menschen die Bedeutung zu nehmen. Ich selber bin seit 8 Jahren aktiv und mich greift das nicht an. Ich weiß, dass ich als Schwarzer Mensch und mit dieser Plattform eine große Projektionsfläche biete. Für mich ist das okay, für andere Schwarze Menschen aber nicht. Deswegen ist es wichtig, zu schauen: Wer diskutiert da eigentlich mit? Ebenso wichtig ist es, das Ziel zu verfolgen, einen gemeinsamen Nenner zu finden.

(Dieser Text erschien zuerst in unserem choices-Newsletter Meine Filmwoche. Hier abonnieren.)

Interview: Rüdiger Schmidt-Sodingen

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