Eine Utopie: Sich selbst überwinden aus eigenen Kräften hin zu erstrebenswerteren Enden. In der neuen Produktion des Kollektivs InterFemme* wählt Theatermacherin Ana Valeria González mit ihrem Ensemble keine verstrickten philosophisch-belehrenden Pfade wie Friedrich Nietzsche Übermensch in „Also sprach Zarathustra“, sondern kommt gleich zur Sache. Ein wütendes Ballett aus Schattenboxern und Herrschsüchtigen konfrontiert das Publikum mit dem Wesen der Männlichkeit. Begleitet von einem Soundtrack, der zwischen Techno-Stakkato und hypnotischem Trance changiert, feiern sich die Protagonisten für Härte, Entschlossenheit, Dominanz, Erfolg – kurzum: ihre Männlichkeit. Wie in einem archaischen Kriegstanz kreisen Kerle in ihren viel zu großen Geschäftsanzügen um eine gigantische kopflose Gestalt, deren Haupt (solange maskulin) austauschbar und mit Fratzen auszufüllen ist.
Die Theaterperformance „Boys don‘t cry“ offenbart in den Porträts Verletzlichkeiten, die sich hinter den Masken von zehn Persönlichkeiten verbergen. Und sie weinen doch! Zum Krieger gezüchtet durch Jahrtausende alte patriarchalische Traditionen, bleibt eine Erinnerung an Verlust und Schmerz aus frühen Zeiten der Unschuld. Die melancholisch-traurigen Augen, derer sich ein vermeintlicher Frauenheld rühmt, wurden von unzähligen liebevollen Schlägen des Vaters auf den kindlichen Körper geformt. Die Schlussszene des sehenswerten Stücks zeigt eines der bewegendsten Bildnisse in der Geschichte der Mannheit. Gehör für ihre demaskierenden Aussagen finden die Akteure auch abseits von Lauten, denn die Inszenierung wird parallel in Gebärdensprache präsentiert.
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