Wie verändert die Globalisierung das Leben in den Dörfern? Was passiert, wenn ein ägyptischer DJ mitten in Europa strandet? Wer waren Frantz Fanon und Sally? Wie kann eine verbotene Liebe Gewalt und Extremismus hervorrufen? Wie bestimmen die Ideen von früher das Heute? Wie selbstbewusst waren und sind die Frauen?
Das 18. Afrika Film Festival gibt mannigfaltige Einblicke in den Alltag Afrikas.
Passend zu den aktuellen Umwälzungen durch Corona fokussiert das Afrika Film Festival Köln in diesem Jahr auf das Thema Digitalisierung. Die Pandemie zwang viele – Lehrer wie Schüler, Angestellte wie Arbeitgeber, Geschäfte und nicht zuletzt Kulturveranstalter, mehr und vor allem schneller über die digitalen Möglichkeiten in ihrem jeweiligen Bereich nachzudenken und diese dann auch möglichst schnell umzusetzen. Insofern trägt das Thema auch einen selbstreflexiven Moment in sich, haben doch auch Filmfestivals, wenn sie ihre Veranstaltungen in den letzten Monaten nicht komplett absagen wollten, teilweise oder ganz in den digitalen Raum ausweichen müssen. Das Afrika Film Festival kann nicht nur in diesem Jahr stattfinden, sondern hatte auch 2020 das Glück, zwischen erstem und zweitem Lockdown stattfinden zu können. Allerdings in abgespeckter Form – weniger Filme, weniger Publikum, weniger Gäste. Und hier zeigte sich dann wieder, wie viel mehr ein Filmfestival zu bietet hat als Filme. Denn ein Festival ist ein Ort für direkten Austausch zwischen – klar – Film und Publikum, aber auch zwischen Publikum und Filmemachern und dem Publikum untereinander. Die reduzierte Zahl an eingeladenen Filmemachern wurde 2020 durch Videoeinspieler kompensiert.
In diesem Jahr hingegen kann das Festival mit deutlich mehr Programm aufwarten und an die Ausgaben vor Corona anschließen. Über 80 Kurz-, Spiel und Dokumentarfilme werden gezeigt, 30 Gäste aus afrikanischen Ländern und der Diaspora sind eingeladen und ermöglichen angeregte Diskussionen – nicht nur, aber auch zum Thema Digitalisierung. Die Digitalisierung spielte bei der Filmauswahl in diesem Jahr alleine dadurch eine große Rolle, weil durch sie kaum noch vorzeigbare 35mm-Kopien von alten Klassikern des afrikanischen Kinos restauriert werden konnten. So wird unter anderem ein frühes Werk eines der hierzulande bekanntesten afrikanischen Regisseure – „Mandabi“ von Ousmane Sembène („Moolaadé“) aus dem Jahr 1968 – zu sehen sein, der auf einer Kurzgeschichte des Regisseurs basiert.
Neben einigen anderen Klassikern aus der Geschichte des afrikanischen Films sind auf dem Festival aber vor allem aktuelle Produktionen zu sehen. Die thematisieren zum Teil mittelbar oder unmittelbar die Digitalisierung, wenn sie nicht selber sogar in die digitale Welt ausbrechen – als Webserie oder mittels aktueller VR-Technik. Ein Großteil der Spiel- und Dokumentarfilme, die auf dem Festival gezeigt werden, beschäftigen sich aber auch mit der bewegten jüngeren Geschichte Afrikas zwischen Kolonialismus und Postkolonialismus. Die Filme stammen aus dem gesamten Kontinent, vom Norden bis in den Süden, von Westen bis Osten. Stilistisch reichen die Spielfilme vom Realismus bis zum Surrealismus, von der Tragödie zur Komödie, von historischen Stoffen zu Dystopien. Die Dokumentarfilme verhandeln Politik, Kultur, soziale Fragen und Utopien. Vielfältiger kann Kino kaum sein. Das kann für das Publikum auch mal zur Qual werden – zum Beispiel, wenn es sich wie jedes Jahr für den von choices gestifteten Publikumspreis entscheiden muss.
Afrika Film Festival | 16. - 26.9. | Filmforum NRW | www.afrikafilmfestivalkoeln.de
Das Programm:
Do. 16.9.:
18:30: Eröffnung mit Kurzfilm und Live-Musik mit Kokou Nangaan & Band
20:30: Days of Cannibalism (OmeU, mit Regisseur Teboho Edkins)
Fr. 17.9.:
16:00: Oliver Black (OmeU)
18:00: Special Ostafrika (OmeU, mit Regisseur Solomon Mekonen)
20:00: Sawah (OmeU, mit Regisseur Adolf El Assal u. Schauspieler Eric Kabongo)
22:00: African Shorts I (OmeU)
Sa. 18.9.:
14:00: En route pour le milliard (OmeU)
15:30: Sur les traces de Frantz Fanon (OmeU, mit Regisseur Mehdi Lallaoui)
18:00: I Am Samuel (OmeU, mit Regisseur Peter Murimi)
20:00: Finding Sally (OmeU, mit Regisseurin Tamara Mariam Dawit)
22:00: Diaspora Shorts I (OmeU)
So. 19.9.:
12:00: Mandabi - Die Überweisung (OmU)
14:00: Sakawa (OmeU)
15:30: Baamum naafi (OmeU)
18:00: Pastorales électriques (OmeU, mit Regisseur Ivan Boccara)
20:30: Elder's Corner (OmU, mit Regisseur Siji Awoyinka und Musiker Ade Bantu)
Mo. 20.9.:
18:00: Shorts: Views on Migration (OmeU, OmU)
20:30: Souad (OmeU)
Di. 21.9.:
17:00: The Letter (OmeU)
19:00: Zinder (OmeU, mit Regisseurin Aїcha Macky)
21:30: Les épouvantails (OmeU)
Mi. 22.9.:
17:30: Papicha (OmeU)
19:30: Nardjes A. (OmeU)
21:30: Tlamess (OmeU)
Do. 23.9.:
17:30: Hero: Inspired by the Extraordinary Life & Times of Mr Ulric Cross (OmeU)
19:30: Enterrés (OmeU, mit Schauspielerin Lucie Memba Bos)
21:30: Les femmes du Pavillon J (OmeU)
Fr. 24.9.:
16:00: Buddha in Africa (OmeU)
18:00: Pas d'or pour Kalsaka (OmU, mit Regisseur Michel K. Zongo)
20:00: Ar condicionado (OmeU, mit Regisseur Fradique und Workshop)
22:00: African Shorts II (OmeU, mit Regisseurin Liz Gomis)
Sa. 25.9.:
14:00: Fokus Digitalisierung - Kurzfilmprogramm (OmU, OmeU)
16:00: Softie (OmU)
18:00: Carte Blanche: Mashariki African Film Festival (OmeU, mit Gloria Bucyana)
20:00: Sur les traces de Mamani Abdoulaye (OmU, mit Regisseurin Amina Mamani Abdoulaye)
22:00: Diaspora Shorts II (OmeU, OmU)
So. 26.9.:
13:00: Sarraounia (OmeU, mit Regisseurin Amina Mamani Abdoulaye)
16:00: Life is Fare (OmeU)
18:00: Para lá dos meus passos (OmeU, mit Regisseur Fradique)
20:00: Poppie Nonenga (OmeU, zuvor Preisverleihung)
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