Apathisches Tanzen. Die Zuschauer schaut sie direkt an. Geredet wird fast gar nicht – einzig ein auf der Bühne gefundener Post-It mit einer Zeichnung von Brüsten lässt Aldous Harding dann doch rätseln. Wer schon mal ein Musikvideo der neuseeländischen Liedermacherin gesehen hat, den dürfte ihr Auftritt nicht überraschen.
Harding, bürgerlich Hannah Sian Topp, bewegt sich irgendwo zwischen Folk und unkonventionellem Pop. Aus Auftritten werden bei ihr Performances. Im Video zu „The Barrel“, einem der bekannteren Songs, trägt sie große, weiße Stiefel. Mit jeder Szene werden die größer, während Harding etwas steif zur Musik wippt und die Arme zur Seite streckt.
Auf der Tour in Köln wird sie begleitet von Songwriter H. Hawkline. Seine Band stellt er zu Beginn vor: Ein Tonbandgerät wird ihn für die nächste halbe Stunde begleiten. Die Songs sind gut, die Stimme eindringlich. Huw Evans ist der Lebensgefährte von Aldous Harding. Nach Ende des Sets ist er schnell wiederzusehen – diesmal am Bass in Hardings Ensemble.
Harding spielt eine Mischung aus ihren schnelleren Liedern – „Ennio“ und „Fever“ oder das rhythmische, leichte „The Barrel“. Daneben stehen die ruhigen, minimalistischen Lieder wie „Warm Chris“ oder „Imagining My Man“, bestechen mit exzellentem Klang und zeigen, wie vielseitig Harding ihre Stimme doch einsetzen kann. Das Publikum ist sehr aufmerksam, vielleicht etwas hypnotisiert von Hardings Show. Oft ragt ihre Stimme nicht über der Musik, sondern reiht sich ein – steht gleichwertig neben den anderen Klängen, wie ein Instrument eben. Oder sticht kurz heraus, mit unerwarteten Aufschreien.
Viel wird vom 2022 erschienen Album „Warm Chris“ gespielt. Produziert wurde das von John Parish, der bereits mit Tracy Chapman und den Eels arbeitete. Leichter und folkiger ist das als die ersten Alben. Mit teils kryptischen Texten: „I know you have the dove / I‘m not getting wet“ (übersetzt: „Ich weiß, dass du die Taube hast / Ich werde nicht nass“) singt Harding in „The Barrel“: „Show the ferret to the egg” („Führe das Frettchen zum Ei“). Die Songs bleiben sparsam, nicht überarrangiert – und eigenwillig: „I‘m not getting let along” („Ich lasse mich nicht beirren“).
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