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„Der Traum eines lächerlichen Menschen"
Foto: Presse

Bestusstes Lächeln

29. Januar 2015

Subbotnik inszeniert Dostojewski – Theater am Rhein 02/15

Die Utopie ist schon länger auf den Hund gekommen, die Erde dadurch aber auch nicht besser geworden. Die Frage bleibt unbeantwortet, woraus die Energie und das Zutrauen zu schöpfen wäre, zumindest seinen eigenen Kindern eine etwas bessere Welt zu hinterlassen. Der Erzähler in Dostojewskis Text „Der Traum eines lächerlichen Menschen" hat sich, nachdem die Mitmenschen ihn für hochgradig lächerlich halten, in stoische Gleichgültigkeit geflüchtet und plant, sich umzubringen. Diese Umwelt ist in der Inszenierung der Gruppe Subbotnik ein putziges Reich aus Papphäuschen mit Pultdächern und eingeschnittenen Fenstern. Ein alternatives Hüttendorf als Idylle der Vorläufigkeit, in der gebügelt, Schuhe geputzt, Kaffee getrunken und musiziert wird: Im hintersten Winkel spielt ein Trio in einem Pavillon auf. Das pseudoutopische Potential, als ein selbst ernannter Ernährungsberater Smoothies aus Christbaumnadeln anpreist, kann den lächerlichen Menschen in Gestalt von Olaf Helbing mit tieftreuen Hundeaugen auch nicht trösten. Er verfällt in einen totalen Solipsismus, wo Ich und Welt eins werden.

Subbotnik assoziert sich locker an der Erzählung entlang, fährt ein veritables Musikensemble auf, es wird gesungen, rhythmisch gesprochen, alles in ziemlich entspannter Haltung. Nur kein Stress mit großen Themen. Der Erzähler träumt sich schließlich als kleiner Vampir mit Bobfrisur in eine perfekte Welt. Die Häuser beginnen zu schweben, weiß gekleidete Menschen schreiten in Zeitlupe einher. Die Welt, in der Eigentum, Wissenschaft, Erkenntnis abgeschafft sind, entpuppt sich als öde Eintracht bestusster Lächelwesen. Als eine Art umcodierter Jesus nimmt es der Erzähler auf sich, den idealen Menschen die gute Nachricht von der Existenz des Bösen zu bringen. Am Ende stehen die Häuschen siedlungsmäßig in Reih und Glied, überall haben sich Paare gefunden, nur ein einsamer Fjodor Michailowitsch (Dostojewski) sinniert noch und kehrt seine hypertrophe Selbstüberschätzung in ein „liebe die anderen wie dich selbst" um. Ein schöner entspannter Theaterabend, hochmusikalisch, mit einem sehr spielfreudigen Ensemble.

„Der Traum eines lächerlichen Menschen" | R: Subbotnik | Studiobühne | keine weiteren Termine

HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN

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