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Aris Argiris gibt in Gelsenkirchen sein Rollendebüt als Rigoletto
Foto: Pedro Malinowski

Einer der schlimmsten Helikopterväter überhaupt

28. Mai 2015

Intendant Michael Schulz inszeniert Rigoletto in Gelsenkirchen – Oper in NRW 06/15

In Gelsenkirchen zu beginnen, hat sich für Aris Argiris schon einmal ausgezahlt. 2002 sang der griechische Bariton erstmals als Gast im Musiktheater im Revier. Seine überzeugende Leistung bescherte dem damaligen Endzwanziger im Jahr darauf sein erstes Festengagement – und im Anschluss eine recht steile Karriere. Mit 40 kehrt der mittlerweile international erfolgreiche Agiris zu einem weiteren Debüt zurück ins Revier. Erstmals singt er den Rigoletto.

Intendant Michael Schulz setzt in seiner Inszenierung dem Rigoletto keine Narrenkappe auf. Vielmehr ist der Bucklige eine Art Faktotum in einem Mafia-Clan. Auf der nächtlichen Dachterrasse vor moderner Hochhaus-Skyline teilt er nicht nur mit scharfer Zunge aus. Auch mit den Fäusten weiß er sich zu wehren – und muss es auch. Denn in der Hackordnung dieser durch und durch verkommenen, gewalttätigen Gesellschaft steht er ziemlich weit unten.

Bühnenbildnerin Kathrin-Susann Brose hat eine Kulisse im Stile düsterer Comic-Strips geschaffen, die anfangs noch mit großem technischen Aufwand hin und her, hinauf und herunter gefahren wird, in den folgenden Akten aber zunehmend minimalistischer wird. Nicht immer wird klar, worauf Schulz in seiner Inszenierung genau hinaus will. Unverkennbar geht es ihm zuallererst um die dichte, düstere Atmosphäre. Und die gelingt ihm durchaus gut. Die Figuren jenseits von Rigoletto und seiner Tochter Gilda bleiben in ihrer Charakterzeichnung allerdings eher vage.

Für Argiris, der einen sehr charismatischen, kernigen, mitunter fast rustikalen Rigoletto singt, ist diese Inszenierung indes genau richtig. Wenn ihm in den dramatischen Szenen die langen Haarsträhnen ins Gesicht fallen und er mit weit aufgerissenen Augen singt, sind seine Angst und Getriebenheit zu greifen. Für Schulz ist Rigoletto nicht nur „einer der schlimmsten Helikopterväter überhaupt“, er ist auch ein übergriffiger, emotional gestörter Mann. Tochter Gilda, von Alfia Kamalova überaus anrührend und technisch makellos gesungen, lebt im goldenen Käfig – angefüllt mit bunten Luftballons, die ein wenig ans Plastikbällebad aus dem „Kinderparadies“ erinnert.

In der Maskerade des armen Studenten dringt der Herzog Duca dort ein. Und in ersterer ist der junge koreanische Tenor Hongjae Lim auch überzeugender als in der Rolle des Mafia-Paten. Gesanglich allerdings ist er der anspruchsvollen Partie gewachsen. Seine Strahlkraft und Eleganz lassen aufhorchen. Den optisch wie klanglich nicht minder gelungenen Gegenentwurf bietet Dong-Won Seo als Schattenmann Sparafucile. Auch GMD Rasmus Baumann betont am Pult der Neuen Philharmonie Westfalen vor allem das Düstere und Nachtstückhafte der Partitur. Die vorausschauend aufgebaute Spannung entlädt sich schließlich sehr wirkungsvoll in einer hochdramatischen Gewitterszene im Finale.

„Rigoletto“ | So 7.6. 15 Uhr, So 14.6., So 21.6. 18 Uhr, Fr 26.6. 19.30 Uhr | Musiktheater im Revier Gelsenkirchen | 0209 409 72 00

Karsten Mark

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