2003 gründete Anita Elsani die Kölner Filmproduktionsfirma Elsani Film. Die gebürtige Kölnerin produziert seitdem Kino- und Fernsehproduktionen („Ob ihr wollt oder nicht“, „Vivere“), Dramen, die um Selbstfindung, Identität und Familie kreisen. „Der Fürsorger“ (Kölner Kinostart demnächst) wurde von Elsani Film koproduziert, am 1. Dezember startet „Anduni – Fremde Heimat“.
choices: Frau Elsani, Sie sind Kölnerin und produzieren in Köln. Was ist so attraktiv an der Domstadt?
Anita Elsani: Das Heimatgefühl verbindet schon sehr. Außerdem liegt Köln geografisch günstig, man hat hervorragende Anbindungen, das ist ein großer Vorteil bei internationalen Koproduktionen. Und ich kenne inzwischen die hiesige Branche, in der ich mich bewege, ihre Strukturen. Das ist ja hier in Köln überschaubar.
Was heißt überschaubar – was hat sich denn hier getan seit Ihrer Firmengründung?
Die Strukturen haben sich gefestigt, die Qualität und die Anzahl der Fachkräfte sind enorm gestiegen. Wir haben hier inzwischen sehr gut ausgebildete Filmschaffende. Ich kann mich erinnern, dass es in den 90er Jahren nur schwer möglich war, innerhalb Kölns ein komplettes Team zu rekrutieren, die Führungskräfte kamen damals noch aus Berlin oder München angereist. Mittlerweile finden Sie viele gute Kräfte hier.
Sie produzieren bevorzugt tragische Komödien. Reizen Sie auch andere Genres?
Ich würde auch gern mal eine richtig gute, reine Komödie machen. Allerdings ist die Komödie die Königsklasse aller Genres, und da findet man selten gute Drehbücher.
Warum wird die Komödie eigentlich als Königsklasse gehandelt? Ist es wirklich leichter, den Zuschauer zum fürchten zu bringen als zum lachen?
Menschen zu gruseln ist auch nicht leicht, aber so etwas geschieht in einem Genre, wo man sehr viel über Effekte, Sounds und ähnliches machen kann, also einfach über das Setting. Klar, nichts ist einfach, auch ein großes Drama nicht. Aber ich finde, die Komödie ist sehr komplex was Timing oder Rhythmus angeht. Und dann muss es trotzdem noch um etwas gehen. Jede gute Komödie hat auch einen hohen emotionalen Punkt, wo es dann auch mal ruhig wird. Solche Drehbücher sind ganz schwierig zu finden.
Inwiefern beeinflussen Sie selbst den kreativen Teil Ihrer Produktionen?
Ich arbeite sehr eng mit den Autoren zusammen. Bei „Ob ihr wollt oder nicht“ basierte das Drehbuch auf einer Idee, die ich hatte, die inspiriert war von dem Schicksal einer Freundin. Mit den Autoren tausche ich Ideen aus, wir entwickeln gemeinsam ganz konkrete Szenen und Figuren. Das mag bei uns besonders intensiv sein, weil wir nicht so viele Projekte machen.
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