Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
16 17 18 19 20 21 22
23 24 25 26 27 28 29

12.581 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Im Wahlkampf eher Randnotiz: die Energiewende
Foto: Mira Moroz

„Energiewende in Gefahr“

29. August 2013

Tobias Austrup über den Sinneswandel von Schwarz-Gelb – Thema 09/13 Welche Wahl

choices: Herr Austrup, wie teuer kommt uns der Wandel in der Klimapolitik?
Tobias Austrup: Die Frage müsste lauten: Was kostet uns ein „Weiter so?“. Der ehemalige Weltbank-Chefökonom Nicholas Stern hat diese Frage deutlich beantwortet: Die Schäden, die eine massive Erderwärmung verursachen wird, kosten die Bürger viel mehr als die schnelle Senkung der CO2-Emissionen. Ein ambitionierter Klimaschutz ist ökonomisch sinnvoll.

Geht der Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland in den nächsten vier Jahren weiter?

Tobias Austrup
Foto: privat
Tobias Austrup ist Politischer Refe- rent für die Energiewende bei Green- peace e.V.

Der politische Konsens zur Energiewende wird derzeit torpediert. Teile der Wirtschaft fahren eine Kampagne gegen das Erneuerbare-Energien-Gesetz, den Motor der Energiewende. Ganz vorne mit dabei ist auch Philipp Rösler. Dabei schert ihn nicht, dass er den Energiewende-Konsens mitgetragen hat. Schlimmer noch: Wenn er als Wirtschaftsminister die eigenen Beschlüsse torpediert, stellen Unternehmen Investitionen in Frage. Rösler schadet damit dem Standort Deutschland.

Gefährdet der Ausbau die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Wirtschaft?
Nein. Große Teile der Industrie profitieren von der Energiewende. Die Strompreise im Großhandel sind durch den Ausbau der Erneuerbaren stark gesunken, was den Strompreis für die Großindustrie senkt und sie im Wettbewerb stärkt. Gleichzeitig sind sie von den Kosten der Energiewende befreit. Motiv der Energiewende-Kritiker in der Industrie: Sie wollen ihre massiven Subventionen beim Strompreis behalten.

In der EU geht es um die Ausgestaltung der Energie- und Klimapolitik bis 2030.
Wir brauchen ein ambitioniertes EU-Ziel für den Ausbau Erneuerbarer Energien. Bis 2030 muss deren Anteil europaweit auf 45 Prozent klettern. Aber dieses Ziel ist derzeit bedroht. Seit 2007 gibt es drei Ziele, die bis 2020 erreicht werden sollen: mehr Erneuerbare, weniger CO2, mehr Energieeffizienz. Jetzt wird über neue Zielmarken bis 2030 diskutiert. Einige Staaten wollen nun einzig an einem CO2-Ziel festhalten und damit zurück zur Atomkraft. Da neue AKWs völlig unwirtschaftlich sind, versuchen die Staaten, Subventionen für Atomstrom zu legitimieren.

Welche Rolle spielt hier die deutsche Politik?
Kanzlerin Merkel hat 2007 ihr politisches Gewicht für eine Einigung auf drei Ziele in die Waagschale geworfen.Doch derzeit bleibt sie stumm. Sie lässt CDU-Mann und Energiekommissar Oettinger gegen die angeblich teure Energiewende keilen und gleichzeitig einen Subventions-Tsunami für Atomstrom errichten. Opfer dieser ökonomischen Farce wäre jedoch Merkels energiepolitischer Dreiklang, für den sie damals gekämpft hat.

Werden die innereuropäischen Treibhausgasemissionen bis 2017 gesunken sein?
Seit 1990 sind die Emissionen in der EU um rund 18% gesunken. Damit hat die EU ihr Treibhausgasziel für 2020 bereits jetzt fast erreicht. Daher muss die EU dieses Ziel jetzt auf 30% CO2-Reduktion anheben. Angesichts der Gefahren des Klimawandels können wir uns einen Stillstand bei der CO2-Reduktion nicht leisten.

INTERVIEW: WOLFGANG HIPPE

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Mufasa: Der König der Löwen

Lesen Sie dazu auch:

Wie weiter in Köln?
Kommunalwahl 2020<br>Kölner Politiker*innen und OB-Kandidat*innen antworten auf choices-Fragen

Ihr entscheidet!
Die Kommunalwahlen 2020 in Köln

Das Kreuz mit dem Kreuz
„Big Data“ und die freie Entscheidung der WählerInnen – THEMA 09/13 WELCHE WAHL

Leider verwählt ...
Über Talkshows, Hütchenspiele und frisch gepresste Thronfolger – Thema 09/13 Welche Wahl

„Die Diskussion steht mir bis hier“
Im exklusiven choices-Sommerinterview spricht die fast originale Angela Merkel über heikle Themen – Thema 09/13 Welche Wahl

Schlechte Gesellschaft
Christoph Butterwegge über Politik und Entpolitisierung – Thema 09/13 Welche Wahl

„Die Grenze zwischen legitim und korrupt ist fließend“
Marion Stein von Transparency International über Korruption – Thema 09/13 Welche Wahl

„Jedes Land macht sein eigenes Europa“
„Kursbuch“-Herausgeber Armin Nassehi über die europäische Öffentlichkeit – Thema 09/13 Welche Wahl

Sage mir, was Du isst ..
Sophie Herr über Vertrauen und Lebensmittel – Thema 09/13 Welche Wahl

„Kommunale Nöte“
Dr. Gerd Landsberg über Finanzen und Investitionsstaus – Thema 09/13 Welche Wahl

„Politik darf nicht käuflich sein“
Timo Lange über die Grenzen der politischen Einflussnahme – Thema 09/13 Welche Wahl

Interview

HINWEIS