12 Meter ohne Kopf
D 2008
Regie: Sven Taddicken
Darsteller: Ronald Zehrfeld, Matthias Schweighöfer, Jana Pallaske,, Milan Peschel, Devid Striesow, Franziska Wulf, Hinnerk Schönemann, Oliver Bröcker, Detlev Buck, Alexander Scheer
Wenn Planken wanken
Colonia (683), 06.01.2010
Was soll man von einem Film halten, der optisch auf Mittelalter macht und akustisch auf cool getrimmtes 2009? Wie passen der um 1360 geborene Seeräuber Klaus Störtebeker, sein Freund Gödeke Michels und deren (See-)Mannen zusammen mit Ausdrücken wie "Außenhandelsdefizit", "Spacken", "Schmerzensgeld" und "Männergruppe?
Frage 1: Nix. Frage 2: Gar nicht.
Der 2005 gedrehte TV-Zweiteiler über Klaus Störtebeker (mit Ken Duken) krankte hauptsächlich daran, dass er trotz stattlichem Budget in vielen Szenen "billig" und entvölkert aussah. "12 Meter ohne Kopf" von Sven Taddicken, der immerhin mit "Emmas Glück" schon einen sehr guten Kinofilm vorgelegt hatte, krankt bei einem verballerten Budget von 6 Millionen vor allem an einem grottenschlechten Buch.
Ronald Zehrfeld in der Hauptrolle hätte sogar optisch einen ganz passablen Störtebeker abgegeben und unter den Darstellern der Schiffsmannschaft kann man passende Typen finden. Aber was sollen die schon gegen unterirdische Dialoge (Drehbuch: Matthias Pacht) und eine Handlung ohne Höhepunkte ausrichten? Auch scheint mir der Autor das Prinzip der Likedeeler nicht verstanden zu haben: Warum Störtebeker als eine Art "Robin Hood der Meere" zur Legende wurde. (Wollten die Macher nur das Piratengenre neu interpretieren, warum vergreifen sie sich dann an einer quasi "historischen" Figur?)
Stattdessen: Sinnkrise unter Milchbubi-Piraten. Friesen in Krisen. Und das noch nicht einmal selbstironisch. Auf flapsig gemacht und dabei doch ungeheuer verkrampft wirkend. Der vieldutzendfach wiederholte Schlachtruf "Fick die Hanse!" mag so gar nicht zünden. Diese Raufen-und-Saufen-Plattitüde in über 100 Minuten geht wohl sogar an der postpubertären Zielgruppe vorbei.
Der deutsche Kinofilm hat sich 2009 gleich dreimal mit großen Stoffen an das Mittelalter gewagt: "Vision - Aus dem Leben der Hildegard von Bingen", "Die Päpstin" und "12 Meter ohne Kopf". Dreimal ging das gründlich schief, am schiefsten aber bei den heimischen Piraten.
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