Ali
USA 2001, Laufzeit: 159 Min., FSK 12
Regie: Michael Mann
Darsteller: Will Smith, Jamie Foxx, Jon Voight, Mario Van Peebles, Ron Silver, Jeffrey Wright, Mykelti Williamson, Jada Pinkett Smith, Nona Gaye
Cassius Marcellus Clay, alias Muhammad Ali: bis heute klingt dieser Name nach als Symbol des Triumphes von Schnelligkeit und Eleganz gegen brachiale Gewalt, dort, wo, wie einst in der römischen Arena, kein Entrinnen möglich ist: dem Boxring. Als chancenlos eingestuft, aber mit aufmüpfigen, ungebrochenen Selbstbewusstsein, trat Cassius 1964 gegen den Brecher Sonny Liston den Kampf um den Weltmeisterschaftstitel an. Hier setzt Michael Manns Film ein. Er folgt seinen Spuren bis 1974, als Clay, nunmehr Muhammad Ali sich nennend, seinen abgespochenen Titel zurückgewinnt.Manns ("Heat", 1995 ;"The Insider", 1999) Film will mehr sein als eine Reportage der ebenso einmaligen wie skandalumwitterten Boxerkarriere. Er offeriert politische Mechanismen und Intrigen, die die sportliche Wirklichkeit dominieren. Da sind zunächst die Afro-Amerikaner um Malcolm X, die Ali für ihre Politik des neu erwachten Selbstbewusstseins der Schwarzen nutzbar machen wollen. Dann sind es die Moslems, die sich seines Image bedienen, ihn aber exkommunizieren, als ihm sein Titel abgesprochen wird, dann wieder Integrationsangebote machen, als er ihn zurückerobert. Auch der Mediencoup des afrikanischer Staatspräsident Mobutu findet Erwähnung, der politisch punktet, als er den in der USA untersagten Titelkampf der “Schwarzen³ nach Zaire holt, da Ali sich in den Staaten als Wehrdienstverweigerer geoutet hatte und unter Kampfverbot stand.Überraschend bringt Michael Mann einen Boxer ins Bild, hinter dessen Grobmäuligkeit und dreisten Verbalattacken ein durchaus waches politisches Bewusstsein sich verbirgt. Seine Aufmüpfigkeit provoziert die höchsten amerikanischen Instanzen, die ihn exemplarisch massregeln wollen. Doch Ali wird einer der ersten sein, die mit eigenen Mitteln bis zum "Suprime Court" vordringen, um sein Recht einzufordern.Auch fast Privates fliesst ein, wenn Ali beispielsweise den von der Medien zu seinem "Feind" stilisierten Frazer unter vier Augen um eine Revanchechance bittet. Nicht zuletzt aber fasziniert nach wie vor Alis psychologisches Know-How im Ring: dutzende Hiebe provozierend, denen er gazellenartig ausweicht, ermüdet er den Gegner, bis er in Blitzaktionen seine Chance verwirklicht.Bleibt festzuhalten, dass Manns Muhammad-Ali-Präsentation zwar unter dem Aspekt politischer Vielschichtigkeit nicht mit dem einst von William Klein (Muhammad Ali : The Greatest 1964-1974) aus Nahansicht gedrehten Dokumentarfilm konkurrieren kann. Dafür schafft er einen durch szenische Eindringlichkeit und suggestiver Expressivität überzeugenden Spannungsbogen, wenn auch - selbstredend - unter uramerikanischen Vorzeichen: der Einzelne erkämpft sich erfolgreich seinen Weg gegen allen Widerstand.
(Dieter Wieczorek)
Kino als Empathie-Maschine
Warum wir Kino in Zukunft mehr brauchen denn je – Vorspann 01/25
Stark durch Solidarität
„Billige Hände“ im Filmhaus – Foyer 12/24
Übers Ankommen in Deutschland
„Zwischen Sein und Nichtsein“ von Leocadie Uyisenga – Film 12/24
Toleranz zum Jahresende
Mit Kino zu mehr Empathie finden – Vorspann 12/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24