All the Boys love Mandy Lane
USA 2006, Laufzeit: 88 Min., FSK 18
Regie: Jonathan Levine
Darsteller: Amber Heard, Whitney Able, Michael Welch, Edwin Hodge, Aaron Himelstein, Luke Grimes, Anson Mount
Mandy Lane ist das begehrteste Mädchen an ihrer Highschool. Anstatt mit Liebesbriefen und Rosen um sie zu buhlen, scheint einer ihrer Verehrer seine Rivalen der Reihe nach beseitigen zu wollen.
Ein sonnendurchflutetes Szenario mit luftigem West-Coast Pop als musikalische Untermalung – das klingt nicht gerade nach dem üblichen Slasherfilm. Denn der ist ja derzeit mit etlichen Serials vor allem um die Darbietung von möglichst ausgefeilten Tötungsszenarien vor düsterer Kulisse bemüht. Bei aller Raffinesse ist das ein recht dürftiges Anliegen. Vom Geist der ersten modernen Slasherfilme der 70er Jahre, die in ihre Schreckensfantasien ihr Unbehagen an der Gesellschaft zum Ausdruck brachten, ist da nichts mehr zu spüren.
Wes Craven, Tobe Hooper und George Romero lieferten in ihren parabelhaften Genrefilmen immer einen Subtext. Neben ästhetischer Erneuerung zeigten sie auch einen verzerrten Blick auf die gesellschaftliche Wirklichkeit. Regisseur Jonathan Levine steht mit seinem Debüt „All the Boys love Mandy Lane“ in ihrer Tradition. Nicht umsonst muss man bei den letzten Einstellungen unwillkürlich an Hoopers „Texas Chain Saw Massacre“ denken.
Aber zuvor schwebt Mandy Lane mit wogendem Haar durch die Flure ihrer Highschool und verdreht alleine durch ihre Präsenz den Jungs die Köpfe. Doch die unschuldige Schönheit verweigert sich und gibt sich einzig mit ihrem kumpelhaften Freund Emmet ab. Als Mandy bei einer Poolparty vom schleimigen Dylan angemacht wird, reagiert Emmet mit Eifersucht. Nach einer kleinen Prügelei sitzen beide Jungs schließlich auf dem Hausdach. Emmet überredet den betrunkenen Dylan, von dort in den Pool zu springen, um Mandy zu imponieren. Dylan landet mit dem Kopf auf der Kante und ist gleich tot. Monate später verbringt Mandy mit einigen Schulfreunden ein Wochenende auf einer entlegenen Farm. Doch die ernsthafte Mandy steht etwas abseits. Die Jungs sind alberne Machos, die Mädchen dem Schönheitswahn verfallen. Wenn das Gemetzel schließlich losgeht, ist das bei aller Auslassung im Detail zwar drastisch. Der Schock hält sich aber in Grenzen und den Dahingerafften trauert man kaum nach. Sympathisch war von den pubertierenden Jungs und Mädchen eh niemand. Levine spielt ähnlich wie Sofia Coppola in „The Virgin Suicides“ mit Klischees und zeigt mit der glatten Inszenierung seiner Hauptfigur nur ein Abbild: den Jungstraum einer geheimnisvollen, unschuldigen Schönheit, der auch in der Werbung Verwendung findet. Um ihn schließlich zu demontieren und in sein Gegenteil zu verkehren.
(Christian Meyer)
Der Brutalist
Start: 30.1.2025
Poison – Eine Liebesgeschichte
Start: 30.1.2025
Maria
Start: 6.2.2025
Mutiny in Heaven – Nick Caves frühe Jahre
Start: 6.2.2025
Heldin
Start: 27.2.2025
Like A Complete Unknown
Start: 27.2.2025
Das kostbarste aller Güter
Start: 6.3.2025
Flow
Start: 6.3.2025
Köln 75
Start: 13.3.2025
Das Licht
Start: 20.3.2025
The End
Start: 27.3.2025
Kino als Empathie-Maschine
Warum wir Kino in Zukunft mehr brauchen denn je – Vorspann 01/25
Stark durch Solidarität
„Billige Hände“ im Filmhaus – Foyer 12/24
Übers Ankommen in Deutschland
„Zwischen Sein und Nichtsein“ von Leocadie Uyisenga – Film 12/24
Toleranz zum Jahresende
Mit Kino zu mehr Empathie finden – Vorspann 12/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24