Alles in bester Ordnung
Deutschland 2021, Laufzeit: 100 Min., FSK 6
Regie: Natja Brunckhorst
Darsteller: Corinna Harfouch , Daniel Sträßer , Luise Kinner
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Poetisch-märchenhaftes Charakterdrama
Ballast eines Lebens
„Alles in bester Ordnung“ von Natja Brunckhorst
Menschen gehen auf die unterschiedlichsten Arten durchs Leben. Die einen begnügen sich mit dem Allernotwendigsten und sind glücklich damit, andere können gar nicht genug Dinge anhäufen und schaffen es oftmals nicht, sich selbst von unbedeutendstem Tand zu trennen. Aus genau diesen Gegensätzen hat die Drehbuchautorin und Schauspielerin Natja Brunckhorst („Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, „Amelie rennt“) ihr Langfilmdebüt als Regisseurin gestrickt, das unter dem Titel „Alles in bester Ordnung“ nun in den Kinos anläuft. Die Ordnung nimmt eine wichtige Rolle in dieser originellen Geschichte ein, die zwei Menschen aufeinandertreffen lässt, die eben kaum gegensätzlicher sein könnten, und die am Ende doch eine Menge voneinander lernen können.
Marlen (Corinna Harfouch) ist Mitte 50 und arbeitet in einem Labor, hat jedoch kaum Kontakt zu ihren Kollegen und trifft auch niemanden in ihrer Freizeit. Ihre Wohnung quillt über von Dingen, die sich im Laufe ihres Lebens angesammelt haben, denn Marlen bringt es nicht übers Herz, irgendetwas wegzuwerfen. Stattdessen nimmt sie eher noch mehr Dinge mit, die andere Menschen entsorgt haben, und die ihr zu schade sind für den Müll.
Fynn (Daniel Sträßer) ist gut zwanzig Jahre jünger und stetig unterwegs, weil er immer wieder an neuen Orten als Problemlöser von technischen Anlagen in Fabriken eingesetzt wird. Als er in der Wohnung über der von Marlen einen Wasserschaden verursacht und dadurch mit der Eigenbrötlerin in Kontakt kommt, prallen zwei unterschiedliche Lebensentwürfe und Welten aufeinander. Marlen blockt wie gewöhnlich alles von sich ab, erkennt aber irgendwann nicht nur die Hilfsbedürftigkeit Fynns, sondern realisiert auch, dass er ihr ebenfalls helfen kann, ihr aus den Fugen geratenes Leben wieder in die richtigen Bahnen zurückzulenken.
Natja Brunckhorsts Regiedebüt ist auf das Wesentliche beschränkt, neben den beiden Hauptdarstellern streifen andere Figuren die Handlung nur marginal. Genau in dieser Reduktion liegt eine der Stärken von „Alles in bester Ordnung“, weil gerade dadurch die Gegensätze der Protagonisten umso deutlicher herausgearbeitet und analysiert werden können. Das Thema wird aber keinesfalls allzu verkopft angegangen, sondern immer wieder humoristisch gebrochen, insbesondere in den gewitzten Dialogen, mit denen Corinna Harfouchs Figur zunächst jegliche Nähe verweigert, schließlich aber doch das Eis zum Schmelzen bringt und zu ihrem jüngeren Gegenpol eine Art Freundschaft aufbaut.
Wenn einige Details der Vorkommnisse auch unglaubwürdig wirken, nutzt Brunckhorst genau diese Elemente, um auf poetische Weise Brücken zu schlagen und die Ereignisse voranzutreiben. Ihr Film erhält dadurch auch etwas Märchenhaftes, was den Zuschauer überrascht und auf originelle Weise verzaubert, ohne dass er dabei die ernsthafte Fragestellung aus den Augen verlieren würde, wodurch wir unser Leben definieren und wie wir uns an Dinge erinnern wollen.
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