Alles über meine Mutter
Spanien/Frankreich 1999, Laufzeit: 105 Min., FSK 12
Regie: Pedro Almodóvar
Darsteller: Cecilia Roth, Eloy Azorin, Marisa Paredes, Penélope Cruz, Candela Pena, Antonia San Juan, Rosa Maria Sarda, Toni Canto
Ist es eine Soap Opera? Ein Homosexuellen-Drama? Eine sentimentale Mutter-Sohn-Geschichte? Wird die Geschichte einer alternden Theater-Diva erzählt? Oder die einer enttäuschten Jugendliebe? Geht es um Schwangerschaft, Geburt, Tod? Um Transsexuelle, Aids, Heroinsucht, aufopfernde Liebe? Herrschen hier Lebenslügen, Schein und Trug? Oder offenbaren sich wahre Gefühle, Edelmut, Treue und unbändiger Lebensmut? Es gibt wahrscheinlich nur einen, der dies alles mit wildem Pinselstrich und fein abgestimmten Farben zugleich auf eine Leinwand bannen kann. Nur einen, der das Unglaubliche wahr macht, das Unwahrscheinliche gegenwärtig. Jemand, der das abgrundtief Melodramatische und das himmelhochjauchzend Komische jener Farce, die immerwährend auf dem Spielplan ist, die wilden Höhen und Tiefen menschlicher Gefühle und Leidenschaften, in Bilder zaubern kann. Pedro Almodovar, Maestro des Trivialen, Virtuose des Menschlich-Allzumenschlichen, südländischer Matador der Kino-Arena, hat wieder zugeschlagen.Es gibt eine Mutter, die nach dem tragischen Unfalltod ihres halbwüchsigen Sohnes von Madrid nach Barcelona aufbricht, um dem Vater, den sie noch vor der Geburt des Kindes verlassen hatte, die schlimme Nachricht zu überbringen. Sie sucht ihn im Tranvestiten-Milieu. Es gibt einen vollbusigen Kerl, bei dem sie unterkommt, der auf dem Straßenstrich Geld für die erforderlichen Operationen auftreibt. Da ist eine junge, schöne Nonne, die schwanger ist, und später dann ihr neu geborenes Kind, das HIV-positiv ist, aber gerettet wird. Mit einem Tournée-Theater, das "Enstation Sehnsucht" gibt, ist eine schöne, mondäne Schauspielerin und ihre drogenabhängige Geliebte unterwegs. "Alles über Eva" hieß der Bette-Davies-Film von Joseph L. Mankiewicz, der ebenfalls im Theater-Milieu, von Täuschung, Niedertracht und weiblichen Gefühlstiraden handelte. "Alles über meine Mutter" heißt Almodovars neues Werk, eine Hommage an die Frauen, die auch hier wieder stets am Rande des Nervenzusammenbruchs agieren, dem Gesetz der Begierde folgen und sich im Labyrinth der Leidenschaften verlieren. Nach seiner Premiere in Cannes feierten die Kritiker diesen "Rausch" des Kinos, dieser "Ode an die Frauen", diesen "unwiderstehlichen Geniestreich". Wie recht sie hatten. Was ist das künstlerische Geheimnis dieses Filmemachers? Wird es gelingen, einmal die inszenatorischen und formalen Tricks herauszufinden, die es Almodovar immer wieder gelingen lassen, einen unbeschreiblichen Strudel von Ungereimtheiten und melodramatischen Provokationen zu einem schlüssigen, absolut stimmigen Werk zu formen? Doch was soll das kritische Recherchieren? Lehnen Sie sich zurück und genießen Sie dieses einmalige "Screwball-Drama". Schauen Sie den exotischen Figuren auf der Leinwand zu und erkennen Sie, dass es schlicht Menschen wie Du und ich sind.
(Heinz Holzapfel)
Kino als Empathie-Maschine
Warum wir Kino in Zukunft mehr brauchen denn je – Vorspann 01/25
Stark durch Solidarität
„Billige Hände“ im Filmhaus – Foyer 12/24
Übers Ankommen in Deutschland
„Zwischen Sein und Nichtsein“ von Leocadie Uyisenga – Film 12/24
Toleranz zum Jahresende
Mit Kino zu mehr Empathie finden – Vorspann 12/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24