Am Sonntag bist du tot
Irland, Großbritannien 2014, Laufzeit: 105 Min., FSK 16
Regie: John Michael McDonagh
Darsteller: Brendan Gleeson, Chris O'Dowd, Kelly Reilly. Isaak de Bankolé, Aidan Gillen, Dylan Moran, M. Emmet Walsh
>> amsonntagbistdutot.de
Wie würde James entscheiden?
ethel (16), 03.03.2015
Was mich in diesen Film zog?? Zwei Aspekte waren es wohl vorwiegend: Erstens der Plot bzw. die Frage, ob eine derart rüde und brutale Drohung am Ende in die Tat umgesetzt werden darf? Und zweitens mit Brendan Gleeson ein Hauptdarsteller, der schon in The Guard für Furore gesorgt hat. Und auch in diesem Film gelingt es ihm, wie ich meine, dieser Rolle eines Priesters in einer kleinen Gemeinde am scheinbaren Rand der zivilisatorischen Welt (immer wieder kommt es zu wichtigen Begegnungen am Strand, im Hintergrund nur der Horizont des Ozeans) so viele Facetten zu verleihen, dass ihr nichts Klischeehaftes anhaftet, obwohl Situationen immer wieder dazu einladen, z.B. wenn der angestaute Frust im Pub nur noch im Alkohol ertränkt werden kann.
Das Ringen um die moralische Integrität seiner schwer zu führenden "Herde" gerät dem Priester James zur Tagesaufgabe. Dabei erleidet er permanent Rückschläge. Einsichten sind eher bei denjenigen zu finden, die nicht zur Gemeinde zählen. Unverkennbar sind Parallelen zum biblischen Hiob, dessen Glaubensfestigkeit permanent durch das Leid, das ihm widerfährt, erschüttert werden soll. Auch James sieht sich damit konfrontiert, dass kaum jemand Lust hat auf seine Überzeugungen und "seine" Kirche. Hat sie den Menschen im alltäglichen Kampf überhaupt etwas zu bieten?
Auch der zeitliche Rahmen hat biblische Referenz und erinnert mit seinen sieben Tagen an die Schöpfungsgeschichte. Nur dass dort am Sonntag Ruhe und Zufriedenheit einkehrt. Hier aber treibt die Inszenierung, Tag für Tag "abblätternd" wie bei einem Abreißkalender, der immer dünner wird, dramatisch auf den Schlusspunkt und die Frage zu: Wird James am Ende der Woche sterben oder darf er am Leben bleiben?
In dieser Hinsicht funktioniert der Film wie ein Kriminalspiel, in dem der proklamierte Täter (die Drohung wird zu Beginn des Filmes im Beichtstuhl ausgesprochen, ohne dass der Zuschauer den "Beichtenden" erkennen kann) bis zum Showdown mindestens die berühmte Nasenlänge voraus ist. Ich möchte den Film jedoch keinesfalls auf dieses Genre reduzieren! Wirft er doch viele Fragen um Schuld, Verantwortung und Vergebung auf und lädt sogar zu der Vorstellung ein, anstelle von James entscheiden zu müssen, ob er sich der Begegnung stellt. Herausragend!
Golgatha
woelffchen (597), 31.10.2014
In Anlehnung an den stellvertretenden Kreuzestod Jesu Christi für die ganze Menschheit verliert hier ein irisch-katholischer Dorfpfarrer sein Leben stellvertretend für einen schon verstorbenen Kinderschänder. Hervorragend gespielt, gewaltig in der Inszenierung und beeindruckend als Gesamtwerk.
Fazit: Sehr sehenswert
Kino als Empathie-Maschine
Warum wir Kino in Zukunft mehr brauchen denn je – Vorspann 01/25
Stark durch Solidarität
„Billige Hände“ im Filmhaus – Foyer 12/24
Übers Ankommen in Deutschland
„Zwischen Sein und Nichtsein“ von Leocadie Uyisenga – Film 12/24
Toleranz zum Jahresende
Mit Kino zu mehr Empathie finden – Vorspann 12/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24