Anonyma - Eine Frau in Berlin
D 2008, Laufzeit: 131 Min., FSK 12
Regie: Max Färberböck
Darsteller: Nina Hoss, Jewgeni Sidikhin, August Diehl, Irm Hermann, Jördis Triebel, Rosalie Thomass, Rüdiger Vogler, Sandra Hüller, Juliane Köhler
Endlich
Biggi (153), 10.11.2008
wird dieses Thema mal behandelt und die Frauen wegen der Vergewaltigungen nicht mehr gesellschaftlich und familiär geächtet. Es wird erst nach 70 Jahren behandelt, das ist das Drama des 20. Jahrhundert, die Zeit des Schweigens, in den Medien, in den Familien, in den Schulen.
Ich finde es zynisch von Corny, den Frauen einen Vorwurf aus ihrem Verhalten zu machen, galt es, das nackte Leben zu retten. Was an Gewalt gezeigt wurde, trifft sicher nicht die wahre Brutalität, die ich auch nicht verfilmt sehen möchte, rechts und links Popcorngeknappere etc. Der Film ist mit Bestürzung anzuschauen, nicht mit Verzweiflung, was ich dem Regisseur nicht zum Vorwurf machen würde.
Ich finde, der Film ist ein gelungener Beitrag zur Geschichtsbewältigung. Nina Hoss, die in dieser Rolle sogar die feinsten Regungen in ihren Augen zeigt, wenn man genau hinschaut, hat meine volle Sympathie, sie spielt wunderbar.
Nina Hoss
Corny (2), 02.11.2008
Nachtrag: Nina Hoss war eine unglaubliche Fehlbesetzung. Keine Regung, einfach das gleiche monontone Gesicht - sie sah nicht aus, wie eine Frau, die gequält wurde - nee, sie soff ja mit den Soldaten um die Wette.
Anonyma ?
Corny (2), 02.11.2008
Ich habe das Buch gelesen und muss sagen, dass es in keinster Weise in diesem Film umgesetzt wurde. Die Grauen, die den Mädchen und Frauen angetan wurden, kommen hier nicht zum Ausdruck. Hier gewinnt man mehr den Eindruck, dass die russischen Soldaten einfach nur gutmütige Männer sind, die den Frauen helfen möchten. Klar hat es das auch gegeben - meine Mutter (damals 15 jahre) wurde von einem Russen versteckt, damit ihr das nicht passierte - aber das waren Ausnahmefälle, die mit der Todestrafe geahndet wurden. Mitleid mit dem Feind war die Eintrittskarte zur Hinrichtung oder nach Sibirien. In diesem Film wird die Besetzung verherrlicht. Mein Gott, die Frauen lachten, tanzten, hatten zu Trinken und zu Essen - also, man sieht, dass der Regisseur kein Händchen für diese Zeit hat. Ich meine, dieser Film ist eine Beleidigung für jene Mädchen und Frauen, die bei den Massenvergewaltigungen starben, die Mädchen und Frauen, die sich nachher das Leben nahmen, die Mädchen und Frauen, die niemals darüber sprechen durften, weil nach dem Krieg niemand darüber etwas hören wollte. In Berlin waren die Russen schon ein wenig abgekühlt - was war aber in Königsberg (dort traf die ersten Wut auf die deutschen Zivilisten), Stettin, Breslau und andere Städte der ehemaligen Ostprovinzen. Dieser Film ist für Gutmenschen von Gutmenschen und eine derartige geschichtliche Entstellung ist ja schon kriminell. Allein in Berlin wurden 350.000 Frauen Opfer einer und mehrfacher Vergewaltigungen, ca. 150.000 Frauen starben während dieser Exzesse oder wurden ermordet! Dieser Film ist ein Hohn!
Kino als Empathie-Maschine
Warum wir Kino in Zukunft mehr brauchen denn je – Vorspann 01/25
Stark durch Solidarität
„Billige Hände“ im Filmhaus – Foyer 12/24
Übers Ankommen in Deutschland
„Zwischen Sein und Nichtsein“ von Leocadie Uyisenga – Film 12/24
Toleranz zum Jahresende
Mit Kino zu mehr Empathie finden – Vorspann 12/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24