Aufbruch zum Mond
USA 2018, Laufzeit: 140 Min., FSK 12
Regie: Damien Chazelle
Darsteller: Ryan Gosling, Claire Foy, Jason Clarke
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Eine Heldenreise zum Mond
Um jeden Preis
„Aufbruch zum Mond“ von Damien Chazelle
„Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit.“ So lautet das berühmte Zitat von Neil Armstrong. Regisseur Damien Chazelle nimmt den Satz als Vorgabe für seinen filmischen Ansatz, Neil Armstrong und seinen Teil an der Geschichte, die schließlich zur ersten Mondladung führte, zu porträtieren. Chazelle zeigt das bahnbrechende historische Ereignis in seinem zehn Jahre währenden Prozess. Und er zeigt die Geschichte des einzelnen, kleinen Menschen, der eher zufällig am Ende als erstes seinen Fuß auf den Mond setzen wird.
Armstrong (Ryan Gosling passend unterkühlt) wird Anfang der 60er Jahre als Testpilot bei Flügen weit in die Atmosphäre mächtig durchgeschüttelt, aber behält auch bei Komplikationen immer einen kühlen Kopf. Das rettet ihn in mancher Situation das Leben und lässt die NASA auf ihn aufmerksam werden. Dort ist er schon bald Teil der Gemini-Testflüge, die auf die Apollo-Missionen hinarbeiten. Armstrong bewährt sich immer wieder, doch dass er am Ende derjenige ist, der den ersten Fuß auf die staubige Mondoberfläche setzt, ist eher Zufall. Denn ein Rotationsprinzip und diverse Unglücksfälle sind es, die schließlich Armstrong als den Helden der Raumfahrt vorsehen. Ein Held ist er im Privatleben allerdings nicht. Gemeinsam mit seiner Jugendliebe, seiner Frau Janet (Claire Foy), erlebt er den frühen Tod seiner Tochter und verschanzt sich emotional immer mehr. Stattdessen stürzt er sich in die Arbeit, die ihn auch zuhause nicht loslässt. Als er vor seiner Reise zum Mond ohne Abschied gehen will, besteht Janet darauf, dass er sich seinen beiden Söhnen stellt und ihnen erklärt, dass er eventuell nicht zurückkehren wird. Das macht er im sachlichen Tonfall einer Pressekonferenz.
Damien Chazelle, der jüngste Oscar-Gewinner aller Zeiten, ist in seinen bisherigen Filmen „Whiplash“ und „La La Land“ mit einer virtuosen Regie aufgefallen, die auch hier wieder gemeinsam mit der Kamera von Linus Sandren („La La Land“) wunderschöne Bilder zaubert – sowohl auf der Erde als auch im All. Chazelle ist aber auch mit einer zweifelhaften Verehrung für Männer aufgefallen, die auf dem entbehrungsreichen Weg zu ihrem Ziel im Zwischenmenschlichen kläglich scheitern. Chazelle macht mit seinen Filmen klar, dass er das (wie auch die Toten der Raumflüge) für einen notwendigen Kollateralschaden hält, der der Verehrung seiner Helden nicht im Wege steht. Ähnlich geht er in „Aufbruch zum Mond“ (passenderer Originaltitel: „First Man“) mit dem Ziel an sich um: Zwar baut er die zeitgenössische Kritik an den immens hohen Kosten der Apollo-Mission in den Film ein – Kurt Vonnegut, Gil Scott-Heron und andere tauchen im Film mit ihrer Forderung auf, das Geld lieber für irdische Missstände einzusetzen. Es ist allerdings unwahrscheinlich, das Chazelle das ähnlich sieht. Doch der Film lässt dem Zuschauer die Freiheit, beides zu teilen: die Kritik und die Feier dieser Heldenreise. Denn „First Man“ findet im entscheidenden Augenblick eher stille und realistische als pompöse Wege, die Schönheit der Mission zu zelebrieren.
(Christian Meyer-Pröpstl)
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