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Bamako

Bamako
Frankreich/ Mali/ USA 2006
Regie: Abderrahmane Sissako
Darsteller: Aïssa Maïga, Tiécoura Traoré, Hélne Diarra, Habib Dembele, Djeneba Kone, Hamadoun Kassogue, Hameye Mahalmadane, Aisatta Tall Sall, William Bourdon, Roland Rappaport, Mamadou Konaté, Danny Glover

In einem Hof in Malis Hauptstadt Bamako versammeln sich Richter, Anwälte, Zeugen und Publikum. Hier soll die Zivilklage des Volks von Mali gegen den Internationalen Währungsfonds und die Weltbank stattfinden. Brillantes Plädoyer für eine gerechtere Welt Durch ein gewöhnliches Metalltor treten die Teilnehmer einer ungewöhnlichen Gerichtsverhandlung in einen gewöhnlichen Hof in der Hauptstadt Malis ein. Während auf dem G8 Gipfel in Heiligendamm wieder einmal die Vertreter der führenden Wirtschaftsstaaten mit riesigem Aufwand verbarrikadiert hinter millionenteuren Sicherheitszäunen und unter Ausschluss der Betroffenen über die wirtschaftlichen Probleme dieser Welt diskutieren, zitiert Sissako die Vertreter von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank selbstbewusst nach Afrika, um sie im Schutze eines (!) Sicherheitsbeamten, der auch gleich seine Pistole verliert, in einem Hinterhof zu ihrer Verteidigung zu laden. Der Prozess wird über Lautsprecher übertragen, im Hof geht derweil das normale Leben weiter: Hühner laufen zwischen den Zeugen umher, Frauen waschen und färben Wäsche, Männer kommentieren von ihrer Lieblingsbank (keine mit Geld, eine zum Sitzen) aus die Verhandlung. Das Szenario, das Sissako hier ausbreitet, ist eine Groteske, die als Gegenbild zu den Hochsicherheitstreffen der selbst ermächtigten Regulierungsorganisationen ihre Kraft entfaltet. Schnell merkt man, wo die wirkliche Absurdität und Arroganz zu Hause ist. Sissako hebelt auch mit den Dialogen die Logik des Erste-Welt-Systems aus: Kreditvergaben an Dritte-Welt-Länder werden exemplarisch auf ihre katastrophalen Folgen untersucht, ohne dass man sich in einem wirtschaftspolitischen Vortrag wähnt – dafür sorgen die Alltagsszenen und auch das Bruchstückhafte der Argumentationen. Denn eine erschöpfende Analyse kann ein Film natürlich gar nicht liefern – das weiß auch Sassako. Inmitten der Afrika-Attacke aus Hollywood, durch die man nach Kolonialisierung und Globalisierung nun auch noch die Probleme Afrikas ausbeutet, wirkt diese Innenansicht wohltuend unkonventionell und frisch. Vor allem erfährt man hier nicht nur von zurückliegenden Konflikten, ohne groß über ihre Ursachen informiert zu werden, sondern erfährt anschaulich über die strukturellen Gründe für aktuelle und zukünftige Probleme des Kontinents. Wer zwei oder mehr "Afrika-Filme" aus Hollywood gesehen hat, sollte zum Besuch von "Bamako" zwangsverpflichtet werden.

(Christian Meyer)

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