Bel Ami (2012)
GB, F, I 2012, Laufzeit: 102 Min., FSK 12
Regie: Declan Donnellan, Nick Ormerod
Darsteller: Robert Pattinson, Christina Ricci, Uma Thurman, Kristin Scott Thomas, Colm Meaney, Natalia Tena, Holly Grainger, Philip Glenister
>> www.belami.studiocanal.de
Kostümdrama
Antiheld
„Bel Ami“ von Declan Donnellan und Nick Ormerod
Die „Twilight“-Reihe ist abgedreht, und nach seinem Ausflug in den Zirkus („Wasser für Elefanten“) stellt sich Teenieschwarm Robert Pattinson neuen Herausforderungen. Dabei will sich der Brite offensichtlich wandlungsfähig zeigen, mimt er doch diesmal nicht den Helden, sondern den Antihelden. Der Literaturverfilmung bleibt er indes treu: Diesmal wurde er für die Hauptrolle in der Neuverfilmung von Guy de Maupassants „Bel Ami“ besetzt. Pattinson spielt Georges Duroy, einen jungen Offizier, der Ende des 19. Jahrhunderts aus dem Krieg in Algerien nach Frankreich heimkehrt und versucht, in Paris Fuß zu fassen. Anfangs noch mittellos und ohne Job, gelingt dem ehrgeizigen Beau schon bald der Einzug in die Pariser Gesellschaft: Charles Forestier (Philip Glenister), ein alter Kriegskamerad, lädt Georges zum Essen ein. Forestier verantwortet den Politikteil der Tageszeitung La Vie Française und bietet seinem Freund an, als Journalist für ihn zu arbeiten. Nun ist Georges in sprachlichen Belangen nicht eben talentiert, bekommt aber Schützenhilfe von Forestiers attraktiver Gattin Madeleine (Uma Thurman), die von nun an als seine Ghostwriterin fungiert. So hat der junge Charmeur ausreichend Zeit, sich mit weiteren Damen zu vergnügen und sich so den Aufstieg in die feine Gesellschaft zu ermöglichen. Eine erste Affäre hat er mit der jungen, vergnügungssüchtigen Clothilde (Christina Ricci), und auch die Ehefrau (Kristin Scott Thomas) von Duroys Herausgeber erliegt dem Charme des egozentrischen Aufsteigers.
Dass „Twilight“ mehr Biss hatte, ist nicht nur dem Wortspiel geschuldet, es gilt auch in zweierlei Hinsicht: Die Adaption des gesellschaftskritischen Romans von 1885 entbehrt weitestgehend dem Biss und der Ironie der Vorlage. Die beiden Regisseure Declan Donnellan und Nick Ormerod setzen weniger auf tiefgründige Gesellschaftskritik, sondern haben sich mit ihrem ersten abendfüllenden Spielfilm vor allem einer Sache verschrieben: ein bombastisches, starbesetztes Historiendrama auf die Leinwand zu werfen, mit dem sie in opulenten Kulissen und prächtigen Kostümen die Belle Époque wieder auferstehen lassen. Paris ist hier loderndes Zentrum des Aufbruchs, in dem Fortschritt und Aufschwung kulminieren – und Georges will mitschwimmen. Die Mechanismen der Macht, Vorteilsnahme und Verrat, Gier und Verlangen, erotisches Taktieren, Opportunismus und die wachsende Bedeutung der Medien sind Themen, derer sich der leinwandsprengende Film dankbar bedient. „Bel Ami“ strotzt vor Bildern und Atmosphäre, indem Maupassants Vorlage zu einer ansehnlichen Postkarte modelliert wird. Eine Adaption, die als opulentes Kostümdrama Robert Pattinson die Gelegenheit gibt, sich von einer anderen Seite zu präsentieren. Gemeinsam mit einer beachtenswerten Riege an weiteren Darstellern ist das Ergebnis vor allem visuell reizvoll.
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