Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)
USA 2014, Laufzeit: 120 Min., FSK 12
Regie: Alejandro González Iñárritu
Darsteller: Michael Keaton, Zach Galifianakis, Edward Norton, Emma Stone
>> www.fox.de/birdman
Wow, schau mal, ein großer schöner Vogel
Das Auge (340), 20.02.2015
Großes Kino, unbedingt sehenswert. Ich möchte die bisherigen Schreiber nicht wiederholen, daher nur folgende kleine Ergänzung: Es ist ein tolles Ensemble, Keaton trägt den Film auf breiten Schwingen, Norton fliegt tolle Loopings und lässt kein Kunststück aus, aber auch die Damen haben Klasse und machen jede Luftnummer ohne Netz und doppelten Boden locker mit. Lange nicht mehr so gefesselt gewesen.
Großes Theater
Nick (40), 10.02.2015
Diese originelle Tragikkomödie führt uns mit rasanten Kamerafahrten hinter die Kulissen und auf die Bühne eine Broadwaytheaters, an dem ' Birdman' versucht, nach lang zurückliegenden Erfolgen als Actiondarsteller ein Comeback zu starten und endlich auch künstlerische Anerkennung zu finden. Wären da nicht die Stimmen des einst verkörperten Superhelden, die in seinem Kopf herumschwirren....
Ein Film, der zu Recht diverse Oscars absahnen dürfte, für den Oscar für die beste Nebenrolle kommen gleich mehrere der tollen Schauspieler in Frage..
Theater im Kino
woelffchen (597), 06.02.2015
"Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit", wie der deutsche Untertitel dieses Films heißt, fordert vom Betrachter eine Menge an Ahnung, d.h. Kenntnis, vom Filmgeschehen insgesamt, um diesen Streifen nicht nur zu verstehen sondern, wenn nicht schon zu lieben oder zu mögen, ihn letztlich wenigstens doch zu respektieren. Ein anderes Werk von Inarritu, "Babel", sagt mir da allerdings erheblich mehr zu. Aber das ist letztlich eine Frage des Geschmackes.
“This place is horrible. Smells like balls.”
Matt513 (266), 28.01.2015
Mit einem Riesenbrett an Erwartungen bin ich ins Kino gegangen und sie wurden erfüllt.
Das Dilemma vieler Schauspieler, daß Blockbuster-Kino zwar erfolgreich, aber meist belanglos ist (und einen nicht selten in einer Schublade enden läßt), der Wunsch nach künstlerischer Entfaltung hingegen schnell ins Abseits führen kann, walzt der Film genüßlich aus. Birdman, Riggans erfolgreichste Rolle, verfolgt ihn wie ein Fluch. Die Weigerung, eine weitere Fortsetzung zu drehen, bedeutete einen harschen Karriereknick. Dessen ungeachtet, trotz aller aktuellen künstlerischen Bemühungen reduziert ihn Presse und Öffentlichkeit stets auf diese Rolle; sie ist sein alter ego, das ihn wie eine Chimäre verfolgt und für seine folgenschwere Weigerung verhöhnt. Denn Riggan hat doch Superkräfte. Hat er? Regisseur und Co-Autor Iñárritu hätte hier einen fürchterlich platten Film über einen Superhelden im Ruhestand machen können. Auf seinem visuellen Parforceritt streut er stattdessen von der ersten bis zur letzten Szene Schnipsel aus, die in alle Richtungen weisen. Dadurch bleibt das Geschehen sehr spannend; eine (dann auch nur implizite) Auflösung liefert der Schluß. 'Ein Ding ist ein Ding und nicht das, wofür die Leute es halten', Riggans trotziger Sinnspruch am Spiegel, gleichsam konterkariert durch die Realität - eigene, fremde Wahrnehmung und Wirklichkeit, der Film spielt damit. Ständig verwischen die Grenzen; z.B. das Schlagzeug, das Riggan auf den stollengleichen Fluren des Garderobenbereichs begleitet, spielt plötzlich ein Straßenmusiker vor dem Theater – oder?
Der schonungslose Kommentar zu den Exerzitien modernen gesellschaftlichen Zusammenseins, denen man als 'Mensch von Bedeutung' heutzutage auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist – bist Du nicht(s) auf Social Media, existierst Du gar nicht - rundet auch diesen Film. Und Riggans Rededuell mit Tabitha ist ein herrlicher Tritt in den Hintern des (Kritiken schreibenden) Kulturestablishments.
Wenn Sie sich diesen Film anschauen, seien Sie auf ein Ensemble in Bestform vorbereitet. Es wird gekeift, gestritten und die Fäuste fliegen. Weiter empfohlen sei das OmU, ohne welches einem wohl manche Dialogperle entgehen würde (“That's some good bird, man!”). Edward Norton wünsche ich für die Rolle des Mike, Riggans schnöseligen, aus der Reihe tanzenden Sidekick, den längst fälligen Oscar, auch wenn J.K. Simmons mit dem Golden Globe hier bereits groß vorgelegt hat. Und Michael Keaton schließlich – spielt hier buchstäblich die Rolle seines Lebens. Ein genialer Coup, ausgerechnet ihn, bei seiner sehr ähnlichen Vita, zu verpflichten und dann macht er seine Sache auch noch glänzend. Himmel, wo war dieser Mann über 20 Jahre verbuddelt und warum eigentlich? Hollywood sowie die Academy liebt Geschichten wie diese. Alles in allem ein großartiger Film, erfrischend anders; möge er in Los Angeles bei 9 Nominierungen entsprechend gewürdigt werden!
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