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Bolero

Bolero
Frankreich 2024, Laufzeit: 103 Min., FSK 6
Regie: Anne Fontaine
Darsteller: Raphaël Personnaz, Doria Tillier, Jeanne Balibar

Einblicke in eine besondere Schaffensphase

Impulse
„Bolero“
von Anne Fontaine

Maurice Ravel kommt 1875 als Sohn eines Schweizers und einer Baskin zur Welt. Nach gescheiterter Karriere als Pianist, widmete er sich dem Komponieren. Doch immer wieder: fehlende Anerkennung. Ravel scheitert allein fünfmal am renommierten Prix de Rome. Ravel gilt in seinen Kompositionen als sorgfältig und detailversessen. Er arbeitet mit unorthodoxen Harmonien und ungewöhnlichen rhythmischen Wechseln, stößt damit an, wird andererseits für seine Harmonik und subtile Klangfarben gelobt. 1972, mit 52 Jahren, bittet ihn die Tänzerin Ida Rubinstein darum, ihr ein Musikstück in der Form eines spanischen Balletts zu entwerfen. Daraus entspringt Ravels berühmtes Stück: der Bolero. Eine Komposition, der Ravel selbst alles Musikalische absprach und sie unterm Strich als pures Crescendo bezeichnete. „Die Musik ist auf einem Ostinato-Rhythmus im 3/4-Takt aufgebaut, der von einer, später von zwei Kleinen Trommeln gespielt und während des ganzen Stückes durchgehalten wird“, erklärt Wikipedia nicht weniger nüchtern. Dieser recht technischen Ausrichtung, dieser technischen Monotonie unterm Klangteppich, entspringt zugleich aus der fünfzehnminütigen Steigerung hin zum Höhepunkt der Komposition ein großes erotisches Moment. Blake Edwards spielt diese Komponente 1979 nachhaltig in seiner Komödie „Zehn – Die Traumfrau“ aus, als er Newcomerin Bo Derek verführerisch zum Bolero antreten lässt. Die Bo und der Bolero dürften bis heute von einer ganzen Generation assoziiert bleiben. Überhaupt ist und bleibt der Bolero beliebte Zier und Zitat in den Spielarten der Kunst.

Jetzt interessiert sich Regisseurin Anne Fontaine („Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft“) dafür, wie das Stück entstanden ist und inszeniert dieses Biopic, das sich für diese besondere Schaffensphase Ravels interessiert – und daher nicht mit „Ravel“, sondern mit „Bolero“ betitelt ist. Die Regisseurin folgt dem Komponisten (Raphaël Personnaz, „Eine neue Freundin“) durch das Paris im Jahre 1928, wo er schließlich auf die exzentrische Ida Rubinstein (Jeanne Balibar) trifft, die sich von dem geschätzten Komponisten etwas Betörendes wünscht. Der Besuch einer Fabrik setzt schließlich essenzielle kreative Impulse. Doch bis zum fertigen Stück ist es ein mühsamer Weg: Erinnerungen an Misserfolge aus der Vergangenheit und an den Ersten Weltkrieg überschatten und blockieren den Künstler ebenso wie die verwehrte Liebe zu seiner Muse Misia Sert (Doria Tillier). Am Ende aber ist das Werk vollbracht und beschert dem sperrigen Komponisten Weltruhm.

Die Französin Anne Fontaine ist Tochter eines Musikprofessors, sie selbst hat unter anderem Tanz studiert. Entsprechend musikalisch sensibilisiert sucht sie mit „Bolero“ die sinnliche Annäherung an Maurice Ravel und an sein Meisterwerk. Das Portrait eines Genies und seiner Obsession, für das zum Teil an Originalschauplätzen gedreht wurde und in dem sogar Ravels Klavier zur Geltung kommt.

(Hartmut Ernst)

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