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Chocolat

Chocolat
USA 2000, Laufzeit: 121 Min., FSK 12
Regie: Lasse Hallström
Darsteller: Juliette Binoche, Lena Olin, Johnny Depp, Dame Judi Dench, Alfred Molina, Peter Stormare, Carrie-Anne Moss, Leslie Caron, John Wood, Hugh O'Connor

Schon ihre roten Mäntel sind ein Affront gegen die in grau-blaue Tristheit getauchte Konformität der französischen Kleinstadt. Es braucht nicht viel Phantasie um bereits jetzt zu wissen, dass die beiden Frauen, die aus einer anderen Zeit zu kommen scheinen, für Aufruhr in der vom 50er Jahre-Mief beherrschen Ortschaft Lansquenet-sous-Tannes sorgen werden. Wie eine Zielscheibe, ein Fixpunkt, der die Aufmerksamkeit zwangsläufig auf sich zieht, wirken die rastlose Vianne (Juliette Binoche) und ihre Tochter Anouk (Victoire Thivisol), die, angetrieben vom Schicksal und vom kalten Nordwind, überein gekommen sind, ihre Zelte für begrenzte Zeit in Frankreich aufzuschlagen. Vianne - auch künftig stets ein rotes Kleidungsstück tragend - mietet ein Ladenlokal von der alten Armande (Judi Dench) und eröffnet kurz darauf eine Chocolaterie, deren hausgemachte Süßigkeiten bei der Bevölkerung sukzessive für Furore sorgen. Der Genuss der Schokolade fördert verschüttete Leidenschaften und verborgene Sehnsüchte zu Tage - und das inmitten der Fastenzeit. Den konservativen Kräften des Ortes, zu vorderst dem gottesfürchtigen Bürgermeister (Alfred Molina), ist das lustvolle Treiben zunehmend ein Dorn im Auge. Er versucht gegen die kirchenfeindliche Vianne Politik zu machen, fordert indirekt zum Boykott ihres Geschäftes auf. Als mit dem nicht-sesshaften Roux (Johnny Depp) und seiner Gefolgschaft ein weiterer Störfaktor in der Stadt auftaucht, spitzt sich die Lage zu... Der schwedische Regisseur Lasse Hallström ("Gilbert Grape", "Gottes Werk und Teufels Beitrag") feiert mit "Chocolat" erneut das Unangepasste, das Nomkonformistische, das Aussenseitertum. Hallström, selbst Ausländer in Hollywood, bricht abermals eine Lanze für die von der Gesellschaft Ausgestoßenen und Verachteten, für diejenigen, die gemieden werden, weil sie nicht ins Bild passen, weil sie das Unterdrückte, das Andere in uns zum Vorschein bringen. Zuviel Ordnung gebiert früher oder später Unordnung. Nach diesem Prinzip wird Vianne zum Katalysator lang aufgestauter Probleme, ihr Gebäck zum Auslöser einer längst überfälligen Revolte, zum Förderer des Lustprinzips. Die überragend gespielte Tragikomödie funktioniert durch ihre Betonung des Mythisch-Märchenhaften auf mehreren Ebenen: als gesellschaftliche Metapher, als politische Allegorie und nicht zuletzt als philosophisches Gedankenspiel. Oder einfach nur als bewegendes Stück Kino.

(Dietmar Gröbing)

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