Das Leben ist ein Fest
Frankreich 2017, Laufzeit: 116 Min., FSK 0
Regie: Eric Toledano, Olivier Nakache
Darsteller: Jean-Pierre Bacri, Gilles Lellouche, Eye Haidara
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Temporeiche Komödie
Der Sturm vor der Ruhe
„Das Leben ist ein Fest“ von Olivier Nakache und Eric Toledano
Für die einen ist es der schönste Tag ihres Lebens, für die anderen eine tägliche Herausforderung: Max (Jean-Pierre Bacri) ist ein in die Jahre gekommener Hochzeitsplaner und entsprechend erfahren und abgeklärt. Planen, vor allem aber vertrösten, schlichten und improvisieren stehen bei ihm auf der Tagesordnung, doch Max lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Das ist auch unerlässlich, denn die Brautpaare rücken ihm mit exquisiten Wünschen in letzter Sekunde und ständiger Beschwerde über alles und jeden auf die Pelle. Vor allem aber besteht sein Team aus einem Haufen Knallchargen: Eine cholerische Assistentin (Eye Haidara), Kellner, die tanzen und Sekt kippen statt zu servieren und sich weigern, Lakaienkostüme aufzutragen. Das nämlich wünscht sich das Brautpaar des Tages, man feiert schließlich auf einem alten Schloss. Als wäre das alles nicht genug, verhalten sich Hochzeitsfotograf (Jean-Paul Rouve) und Sänger (Gilles Lellouche) eitel und völlig unprofessionell, und der auf die Schnelle eingestellte Ersatzkellner ist ein Vollpfosten. Kollegin Josiane (Suzanne Clèment) , mit der Max eine Affäre hat, bändelt derweil mit einem jungen Hüpfer an, damit der Hochzeitsplaner daheim bei der Gattin endlich für klare Fronten sorgt. Dem bleibt in diesem heillosen Chaos nichts anderes übrig, als – Ruhe zu bewahren.
Der Chef eines etablierten Hochzeitsplaner-Unternehmens beschäftigt ausschließlich unprofessionelle Nieten – wer sich damit arrangiert, dem flachen Kalauer nicht abgeneigt ist und gern auf den angekündigten Gag hinschmunzelt, wird viel Spaß haben in diesem neuen Streich der „Ziemlich beste Freunde“-Regisseure. Olivier Nakache und Eric Toledano erzählen in hohem Tempo, und damit halten sie ihr Publikum bei der Stange, auch wenn sie bei hoher Gagdichte keine Schote auslassen. Diese Komödie ist eine umgekehrte Louis-de-Funès-Komödie: Alle sind cholerisch, uneinsichtig, selbstverliebt und laut, nur der Hauptdarsteller ist die Ruhe selbst. Bei hohem Tempo und der Menge an Charakteren bleibt wenig Raum für Charaktertiefe, und so wirklich sympathisch wird einem keiner. Aber das ist auch das Konzept: Die Hauptfigur ist schließlich das Chaos, der Sturm vor der Ruhe!
Tempo und Humorniveau des Films bewegen sich zwischen dem naiven Geist der unbeschwerten Euro-Komödie der 70er Jahre und reicht bis zu den herrlich groben 90er-Jahre-Schmankerln eines David Zucker („Die nackte Kanone“). „Das Leben ist ein Fest“ ist ein sympathischer Spaß, will aber nicht bloß Spaß sein. Das geht nicht immer auf, und so wird sich auch mal verlaufen. Aber unterm Strich spiegelt dieser Overkill doch bloß überspitzt das Leben, sprich einen ganz normalen Hochzeitstag. Nur wird hier die innere Unruhe nach außen gestülpt. Und das gelingt recht gut, indem man den Blick einfach hinter die Kulissen einer solchen Veranstaltung richtet. Darüber hinaus lernen wir, dass auch Lug und Unordnung am Ende großes Glück bescheren können. Wird schon gut gehen.
(Hartmut Ernst)
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